Altersteilzeit für Firmen nicht ...

IG Metall Aus der Presse

23.04.2008 ... kostenneutral zu haben - dpa-Gespräch mit IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann - 23. April 2008 - Julia Giertz

Eine neue Regelung der Altersteilzeit wird aus Sicht der IG Metall für die Arbeitgeber nicht kostenneutral zu haben sein.
"Sie wird in Einzelfällen Mehrkosten für die Unternehmen bedeuten, aber sie werden durch die Vorteile mehr als ausgeglichen", sagte Baden-Württembergs IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Stuttgart.

Angesichts der Klagen der Wirtschaft über Nachwuchsmangel sei die Sicherung einer "im Alter ausbalancierten Belegschaft" mehr wert als die notwendigen Beiträge zur Altersteilzeit; denn die ausscheidenden älteren Kollegen könnten durch junge ersetzt werden. Gerade jetzt bei noch steigenden Schulabgängerzahlen sollten die Firmen die Chance nutzen, junge Leute, die auch noch weniger kosten, an sich zu binden, betonte der Gewerkschafter.

Die IG Metall Baden-Württemberg und Südwestmetall haben von ihren jeweiligen Verbandsspitzen das Mandat für Verhandlungen erhalten, deren Ergebnis dann bundesweit übernommen wird. Die Gespräche beginnen am 28. April in Stuttgart. Anlass für die Verhandlungen ist das Auslaufen der staatlichen Förderung von Altersteilzeit Ende kommenden Jahres. Die Bundesagentur für Arbeit hatte mit einer Aufstockung des Netto-Gehaltes auf 77,6 Prozent die Verluste der Arbeitnehmer durch die Altersteilzeit abgefedert.

Nach Angaben von Hofmann sind mehr als 40 Prozent der rund 800 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten 45 Jahre und älter.
"In diesem Alter beginnt man sich dann schon zu fragen: Wie lange kann ich noch?" Zudem sei der Anteil der physisch besonders belastenden Arbeit im Autobau, autobaunahen Maschinenbau und bei den Zulieferern im Südwesten hoch. Hinzu komme, dass die Produktivitätssteigerungen der vergangenen drei Jahre auf die "Knochen der Belegschaft" gegangen seien.

Kürzere Taktzeiten in der Montage, immer schnellere Abfolge von Projekten in der Entwicklung und Personal-Ausdünnung in den Verwaltungen trügen dazu bei, dass viele Beschäftigten sich ausgebrannt fühlten. "Unser Metall- und Elektroindustrie ist nicht gerade ein Jungbrunnen", resümierte Hofmann.

Die Aufmerksamkeit der Belegschaften für das Thema sei sehr hoch und die IG Metall im Südwesten beschäftige sich schon lange damit, zumal ein gutes Viertel ihrer Mitglieder aus den körperlich besonders anspruchsvollen Bereichen komme. Diese könnten sich keine weiteren Abstriche bei der Altersteilzeit leisten. "In den unteren Entgeltgruppen ist schon die derzeitige Altersteilzeit kaum zumutbar - da streben wir eher höhere Aufstockungen an."

Nach seinen Worten sind beide Seiten interessiert daran, die Altersteilzeitverhandlungen nicht mit der Entgelt-Runde im kommenden Herbst zu verbinden. "Die kommende Tarifrunde wird so einen deutlichen Schwerpunkt auf das Geld legen, dass wir sie nicht mit einem weiteren offenen Thema belasten wollen. Wir wollen alles tun, um vorher eine Lösung zu finden."

Er forderte die Arbeitgeber dazu auf, sich bei der Politik für eine Fortsetzung der staatlichen Förderung von Altersteilzeit einzusetzen. "Wenn die Arbeitgeber aus ideologischen Gesichtspunkten ganz auf eine Unterstützung verzichten und die Kosten auf die Rechnung der IG Metall schreiben wollen, machen wir bestimmt nicht mit."

Letzte Änderung: 23.04.2008