IG Metall Pressedienst 07/08
Über 1.600 Beschäftigte aus neun Betrieben beteiligten sich an den ersten Warnstreikaktionen in Baden-Württemberg im Tarifkonflikt der Textil- und Bekleidungsindustrie.
Von einem "Auftakt nach Maß" sprach Monika Lersmacher, die zuständige Bezirkssekretärin der IG Metall, nach einer Kundgebung vor über 1.500 Beschäftigten der Branche im Heidenheimer Konzerthaus. Zuvor waren die Beschäftigten in einem Demonstrationszug vom Firmengelände Verband- und Hygienehersteller Paul Hartmann durch die Heidenheimer Innenstadt zum Konzerthaus gezogen. Beteiligt haben sich neben den Hartmann-Beschäftigten auch Beschäftigte von Margarete Steiff (Giengen), die Vereinigte Filzfabrik (Giengen), der Textilspezialisten Zoeppritex und Gertex (Gerstetten), des Feu-erwehrgeräteherstellers Ziegler (Giengen) und der Gurthersteller Rathgeber und Stahl (Herbrechtingen).
Eine weitere Kundgebung fand am Mittag vor den Toren der Firma Benecke-Kaliko statt, an der sich über 100 Beschäftigte beteiligten.
Monika Lersmacher sagte auf der Kundgebung in Heidenheim: "Es reicht uns. Wir haben für unsere gute Arbeit einen guten Lohn verdient." Sie erneuerte die Gewerkschaftsforderung nach 5,5 Prozent mehr Geld für die rund 30 000
Beschäftigten der Branche im Südwesten, außerdem die Forderung nach einer Übernahmeverpflichtung für Auszubildende sowie der Verlängerung des Altersteilzeittarifvertrages.
Lersmacher prangerte zudem eine "verlotterte Unternehmensmoral" an und bezeichnete es als "Karawanenkapitalismus der übelsten Art", wenn Firmen Geld als Sonderausschüttung an die Eigentümer zahlten, anstatt in die Zukunft der Arbeitsplätze an den deutschen Standorten zu investieren. Als Beispiel führte sie die Firma Hugo Boss mit Sitz in Metzingen an. "Dort verlangt der neue Eigentümer, die Finanzheuschrecke Permira, eine satte Sonderausschüttung zu Gunsten der neuen Besitzer von Boss. Den ehemaligen Boss von Hugo Boss, Bruno Sälzer, der das Geld für die Zukunftssicherung des Standortes Metzingen verwenden wollte, hat man dadurch sogar zum Rücktritt gezwungen. Das ist nicht im Sinne der Beschäftigten".
Letzte Änderung: 16.04.2008