Eisenharter Kämpfer ...
Eine große Jubelfeier hat sich Ernst Eisenmann verbeten. Dabei verdankt die IG Metall ihrem früheren Bezirksleiter in Stuttgart viel: Es war Eisenmann, der im härtesten Arbeitskampf der deutschen Nachkriegsgeschichte nach siebenwöchigem Streik in Nordwürttemberg/Nordbaden das Tor zur 35-Stunden-Woche aufgestoßen hat. Aber schon damals hat der bedächtige Gewerkschaftsführer das Rampenlicht gescheut. Und so feiert Eisenmann seinen 80. Geburtstag heute lieber in kleiner Runde ohne große Reden.
Eisenmann war erst wenige Monate Nachfolger von Franz Steinkühler an der Spitze des kampferprobten Tarifbezirks, als der Großkonflikt um die Einführung der 35-Stundenwoche begann. Vom 14. Mai bis 2. Juli 1984 dauerte der Streik, dessen Umsatzeinbußen die Wirtschaft auf über fünf Milliarden Euro schätzte. Die Gewerkschafter hatten zur Schonung der Streikkasse die "Minimax-Strategie" ausgetüftelt, die tatsächlich maximale Wirkung bei minimalem finanziellen Einsatz erzielte. Bestreikt wurden Zulieferer der Automobilindustrie mit Monopolstellung, mangels Teilen stand bald die gesamte Branche still. "Die Arbeitgeber wurden völlig überrascht", bilanzierte Eisenmann.
Der Abschluss, der unter Vermittlung des früheren Bundesministers Georg Leber (SPD) zustande kam, war Eisenmanns Meisterstück. Zu den gerne erzählten Anekdoten gehört der Auftritt des jungen Berthold Huber bei einer anschließenden Sitzung der Tarifkommission. Der heutige Chef der IG Metall nannte die vereinbarte 38,5-Stunden-Woche ein "unzumutbares Streikergebnis". Anlässlich Eisenmanns 70. Geburtstag kam der damalige Gewerkschaftschef Klaus Zwickel 1998 zu einer ganz anderen Bewertung: "Es ist zu einem Gutteil sein Verdienst, dass heute die 35-Stunden-Woche die Regelarbeitszeit aller Metaller ist."
Auf der Ochsentour nach oben
Der Arbeitersohn aus dem Schwäbischen Wald hatte sein Handwerk noch bei der Gewerkschaftslegende Willi Bleicher gelernt, dessen Tarifsekretär er ab 1968 war. In gleicher Funktion arbeitete er bis 1981 Franz Steinkühler zu. Zusammen rangen sie den Arbeitgebern den so genannten Lohnrahmen II ab, der auch die heiß umstrittene "Steinkühlerpause" enthielt.
Eisenmann hatte sich über die typische Ochsentour nach oben gearbeitet: Facharbeiter, Vertrauensmann, Betriebsrat. 1962 begann die hauptamtliche Karriere. Nach den 13 Jahren als Tarifsekretär sammelt er als Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Stuttgart Führungserfahrung.
1987, im Zenit seines Ansehens, bewarb Eisenmann sich erfolglos um einen Posten im Vorstand der IG Metall. Ausgerechnet Franz Steinkühler, dem er sich freundschaftlich verbunden fühlte, zog den jüngeren Zwickel vor. 1988 ging der "Ernst", wie sie ihn allen nannten, in Rente.
Letzte Änderung: 16.04.2008