35-Stunden-Woche bleibt mit ...

IG Metall Aus den Medien

05.02.2008 ... seinem Namen verbunden - Ernst Eisenmann - Stuttgarter Nachrichten - 05. Februar 2008 - von Volker Steinmaier

Früherer IG-Metall-Landeschef Ernst Eisenmann wird 80 - Von der Gegenseite respektiert und geachtet

Fünf Jahre, von 1983 bis 1988, stand Ernst Eisenmann an der Spitze der baden-württembergischen IG Metall. Er war es, der den Einstieg in die 35-Stunden-Woche in einem harten Arbeitskampf durchboxte. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag.

Vor gut einer Woche hatte er auf der Porsche-Hauptversammlung in Stuttgart noch einmal einen großen Auftritt. In einer bewegenden Rede erinnerte er daran, wie Porsche in den 90er Jahren am Abgrund parkte. Doch die Eigentümer hielten zu ihrem Unternehmen und schossen Millionen für die Sanierung nach. Damals trat Wendelin Wiedeking als Retter an. Seine Bezahlung hing stark vom Erfolg ab, weshalb Eisenmann die heutige Kritik an Wiedekings Millionensalär nicht nachvollziehen kann: "Was damals richtig war, kann heute nicht falsch sein." Sein Lob für Porsche und seine Eigentümer kommt von Herzen. Vorgänge wie bei Siemens seien dort undenkbar, sagte Eisenmann: "Eigentum verpflichtet. Dem ist Porsche nachgekommen. Danke!"

Diese für einen Gewerkschafter nicht ganz typischen Worte sind vielleicht charakteristisch für den in Gärtnershof bei Backnang geborenen Arbeitersohn, der in der Kindheit von der Arbeitslosigkeit des Vaters geprägt wurde. Er stand zwar nie so sehr im Rampenlicht wie sein Vorgänger Franz Steinkühler und sein Nachfolger Walter Riester. Doch mit seiner ruhigen und hartnäckigen Art hinterließ der gelernte Mechaniker Spuren. Auch seinen Verhandlungspartnern auf Arbeitgeberseite nötigte er Respekt und Achtung ab. Sein Widerpart Hans-Peter Stihl schätzte vor allem, dass Eisenmann nie unberechenbar war und dass man sich auf sein Wort verlassen konnte.

Seit über 58 Jahren ist Eisenmann in der IG Metall, 26 Jahre stand er hauptberuflich in ihrem Dienst. Drei Jahre davon verbrachte er in der Frankfurter Gewerkschaftszentrale, 13 Jahre als Bezirkssekretär in der Bezirksleitung. Dort assistierte er zunächst Willi Bleicher, später Franz Steinkühler, mit dem er auch privat befreundet ist. Nach einem kurzen Gastspiel als Chef der Stuttgarter Verwaltungsstelle rückte er schließlich im Herbst 1983 an die Spitze der Landes-IG-Metall, nachdem Franz Steinkühler zum zweiten Vorsitzenden der Gewerkschaft gewählt worden war.

Seine härteste Bewährungsprobe kam gleich in der Tarifrunde 1984, als die IG Metall mit dem schwersten Arbeitskampf in der Geschichte der Bundesrepublik den Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung erzwang. In dieser Zeit wurde der damals 56-Jährige beinahe zwischen den hohen Erwartungen der Basis, dem Druck aus der Gewerkschaftszentrale und der mit der Streikdauer zunehmenden öffentlichen Ablehnung zerrieben. Das seien die Momente gewesen, "wo auch in einer Massenorganisation der Verhandlungsführer der einsamste Mensch ist", gestand er einmal später. Doch Eisenmann hat "immer die Nerven, immer einen klaren Kopf behalten", lobte ihn der spätere IG-Metall-Chef Klaus Zwickel an seinem 70. Geburtstag.

Dass er nicht auf eine sofortige Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden beharrte, sondern einem Stufenmodell zustimmte, machte schließlich den Schlichterspruch von Georg Leber möglich. "Du wusstest immer, wann der Zeitpunkt gekommen war, im Interesse des Gemeinwohls ein für alle Seiten annehmbares Ergebnis zu akzeptieren", lobte ihn sein ehemaliger Weggefährte, Bundesarbeitsminister Walter Riester, als er ihn mit dem Bundesverdienstkreuz ehrte.

1988 trat Eisenmann mit 60 Jahren zurück - aus gesundheitlichen Gründen, wie es damals hieß. Seiner Gewerkschaft ist er immer verbunden geblieben. Wohl auch deshalb hat sich zur Feier in Echterdingen reichlich Prominenz angesagt.

Letzte Änderung: 16.04.2008