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IG Metall Aus den Medien

25.01.2008 ... selbstbewusst in Tarifrunde - Stuttgarter Nachrichten - 25. Januar 2008 - von Petra Otte

Hofmann: Betriebe sind bis Jahresende ausgelastet - Im Kfz-Handwerk droht Widerstand

Die IG Metall im Südwesten stellt sich auf eine kräftige Lohnforderung ihrer Mitglieder ein. "Die Betriebe sind bis Ende des Jahres voll ausgelastet," sagte Bezirksleiter Jörg Hofmann angesichts der im Herbst beginnenden Tarifrunde 2008/09. Der 2007 vereinbarte Konjunkturbonus wird nach seinen Worten wie geplant bezahlt.

Er kenne keinen Betrieb, "der eine Verschiebung des Konjunkturbonus plant", sagte Hofmann. Somit steigen die Gehälter der bundesweit rund 3,5 Mio. Beschäftigten im Juni erneut um 2,4 Prozent. 0,7 Prozent davon sind einem erstmals vereinbarten Konjunkturbonus geschuldet. Gemäß des Abschlusses vom Mai 2007 sind die Gehälter in der Branche seit Juni um 4,1 Prozent gestiegen, zur Jahresmitte steht nun die zweite Stufe an. Zu dem Zeitpunkt will die Gewerkschaft bereits die Forderung für die Zeit nach Auslaufen des Vertrags Ende Oktober diskutieren, Hofmann rechnet erneut mit hohen Erwartungen: "Wenn sich 2008 so entwickelt wie prognostiziert, dann wird die Lohn- und Gehaltsrunde von extremem Entgeltdruck geprägt sein", erklärte er. Neben den vollen Auftragsbüchern wecken auch gestiegene Preise Begehrlichkeiten. Insgesamt geht der Gewerkschafter 2008 erneut von einem deutlichen, wenn auch leicht niedrigeren Wachstum als im Vorjahr aus.

Die Arbeitnehmerseite könnte aus Sicht der IG Metall allerdings noch stärker von der guten Konjunktur profitieren: Weil vor allem Pkw-Hersteller Anfang 2007 Personal abgebaut haben, seien die Beschäftigtenzahlen in anderen Bundesländern deutlich stärker gewachsen, erklärte Hofmann. Zudem stellten viele Firmen Zeitarbeiter ein. Die IG Metall möchte den Einsatz von Zeitarbeitern gern flächendeckend regeln, aus Sicht Hofmanns fehlt dafür aber bisher die Basis.
"Es gibt Betriebe mit null und solche mit zehn bis 20 Prozent Leiharbeitern", so Hofmann. Zudem gebe es große regionale Unterschiede. Einen hohen Anteil an Leiharbeitern beschäftigen unter anderem die Unternehmen König Metall in Gaggenau, das Landwirtschaftsmaschinenwerk John Deere in Mannheim sowie der Flugzeughersteller Airbus in Laupheim. In einigen Betrieben haben IG Metall und Betriebsrat erreicht, dass Zeitarbeiter das gleiche Gehalt bekommen wie Festangestellte, von März an plant die Gewerkschaft zudem eine Kampagne, die die weitere Zunahme von Leiharbeit verhindern soll. Ferner will die Organisation bis Juni Vorschläge über Nachfolgeregelungen zur Altersteilzeit machen.

Zuvor droht Zwist im Kfz-Handwerk. Ende 2007 hatte der Arbeitgeberverband alle Tarifverträge für die 54 000 Beschäftigten im Südwesten gekündigt, Vereinbarungen aus sechs Jahrzehnten müssen nunmehr "völlig neu verhandelt werden". Mit wem, ist laut Hofmann bisher ungeklärt, die bisherigen Verhandlungsparter sehen sich dafür jedenfalls nicht mehr zuständig. Finde sich nicht wie angekündigt bald eine neue Tarifgemeinschaft, "müssen wir Forderungen gegen die einzelnen Unternehmen stellen", sagte Hofmann.
Kommende Woche will die IG Metall die Höhe der Forderung bekanntgeben, der Bezirksleiter warnt aber vorsorglich: "Ich gehe davon aus, dass wir eine sehr zugespitzte Tarifrunde führen müssen."

Letzte Änderung: 16.04.2008