Gewerkschaften machen gegen ...
Die Gewerkschaften wollen verstärkt gegen die Ausweitung der Leiharbeit auf Kosten unbefristeter Arbeitsplätze vorgehen. Zeitarbeiter würden immer mehr zur Profitsteigerung eingesetzt, kritisieren sie.
Die Gewerkschaften haben den Unternehmen einen Missbrauch von Zeitarbeit vorgeworfen und die Bundesregierung zum Gegensteuern aufgefordert. Die Firmen stellten immer häufiger Leiharbeiter ein, statt unbefristete
Arbeitsverhältnisse zu schaffen, sagte der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hubertus Schmoldt. Ungeschützte prekäre Arbeit könne kein Leitbild sein, mahnte auch der Zweite Vorsitzende der IG
Metall, Detlef Wetzel, und verlangte wirksame gesetzliche Grundlagen für die Branche.
Schmoldt kritisierte, die eigentlich als Flexibilisierungsinstrument gedachte Zeitarbeit werde missbraucht. "Das ist der Versuch, Tarifverträge auszuhöhlen und zwei Gruppen von Beschäftigten zu haben, die man gegeneinander
ausspielen kann", sagte er und forderte die Bundesregierung auf, das Vorhaben der EU-Kommission zur gleichen Bezahlung von Leiharbeitnehmern und Stammbelegschaft zu unterstützen. Dabei könnten Einarbeitungszeiten für die
unterschiedlichen Tätigkeiten und Berufsgruppen geschaffen werden, die die Tarifparteien ausgestalten könnten.
"Gleiche Arbeit und gleiche Leistung müssen gleich bezahlt werden", forderte auch Wetzel. Die IG Metall wolle in den nächsten Wochen eine bundesweite Kampagne in den Betrieben unter dem Motto "Gleiche Arbeit, gleiches Geld" starten. Wetzel kritisierte neben der Ausweitung der Leiharbeit die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer, die teilweise jahrelang an den gleichen Betrieb ausgeliehen würden und bis zu 50 Prozent weniger Verdienst hätten.
Der baden-württembergische Bezirksleiter der IG Metall, Jörg Hofmann, ergänzte, der Grundsatz "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" müsse nicht nur für den Grundlohn, sondern auch für Zulagen und Sonderzahlungen gelten. Auch der Vorsitzende der IG BAU, Klaus Wiesehügel, kritisierte das Ausmaß der Leiharbeit in den deutschen Unternehmen. Leiharbeiter würden dort inzwischen zur Profitsteigerung eingesetzt, teilweise betrage ihr Anteil 40 oder 50 Prozent. "Das ist nicht in Ordnung, dann könnten die Arbeitnehmer auch fest eingestellt werden", kritisierte Wiesehügel.
Arbeitgeber warnen vor Regulierung
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wies indes Forderungen nach einer weiteren Regulierung der Zeitarbeitsbranche dagegen zurück. "Wir dürfen den Zeitarbeitsmarkt auf keinen Fall beschädigen oder einengen", mahnte Martin
Kannegiesser, der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Die Zeitarbeit habe sich als das dynamischste Element des Arbeitsmarktes erwiesen, ohne sie hätte es den Beschäftigungsaufschwung der vergangenen Monate
nicht gegeben.
Gerade für konjunkturell schwächere Phasen seien dynamische Arbeitsmarktinstrumente wie die Zeitarbeit weiterhin nötig, sagte Kannegiesser. Allenfalls könne geprüft werden, wo verbesserte Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer, Zeitarbeitsfirmen und Kundenfirmen möglich und sinnvoll seien, um eine Stabilisierung der Branche zu erreichen. (AP)
Letzte Änderung: 16.04.2008