Angesichts eines drohenden Fachkräftemangels plädiert die IG Metall Baden-Württemberg für eine neue Schulstruktur.
"Die Ergebnisse der Hauptschule reichen nicht mehr aus, um die
Anforderungen der Industrie zu erfüllen - die Hauptschule hat aus
meiner Sicht ausgedient", sagte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann
in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es hapere
nicht an der Intelligenz der Hauptschüler, sondern an guten
Lernbedingungen.

Deshalb verlören Hauptschüler im Verdrängungswettbewerb mit
Realschulabgängern und Abiturienten immer mehr an Boden. "Bereiche
wie Industriemechaniker, die früher eine 100-prozentige Domäne von
Hauptschülern waren, sind heute wegen des größeren Anteils von
Elektronik und Computertechnik auch für Abgänger anderer Schularten
interessant." Dabei nutze jeder zweite Abiturient die Lehre als
Sprungbrett für ein technisches Studium. "Das ist aber für die
Betriebe nicht unbedingt von Nachteil, weil die Studenten ihnen oft
verbunden bleiben und später als Ingenieure wieder bei ihnen
einsteigen."

Hofmann plädierte für längere gemeinsame Lernzeiten mit
individueller Förderung bis zur Entscheidung, ob die jungen Menschen
in eine duale Ausbildung gehen oder einen Gymnasialabschluss
anstreben. "Die frühe Trennung nach vier Jahren wird den
unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten der Kinder nicht
gerecht." Mit Blick auf das millionenschwere Programm von
Kultusminister Helmut Rau (CDU) zur Stärkung der Hauptschule sagte
Hofmann: "Eine Erhöhung der Ressourcen ohne Systemänderung ist zu
kurz gesprungen."

Der IG Metall-Bezirksleiter beklagte die rückläufige
Ausbildungsneigung von Betrieben. "Die Ausbildungsquote in der
Metallindustrie gemessen an der Gesamtbeschäftigtenzahl beträgt heute
4,5 Prozent, vor zehn Jahren waren es noch mehr als 5 Prozent." Er
betonte, die Konkurrenzfähigkeit der Industrie sei gefährdet, wenn
die Unternehmen nicht mehr in die Ausbildung investierten.