IG-Metall-Bezirksleiter fordert ...

14.08.2007 ... mehr alternsgerechte Arbeitsplätze - dpa-Gespräch 09.08.2007

Die IG Metall hat angesichts der Debatte um Fachkräftemangel mehr alternsgerechte Arbeitsplätze in den Metallunternehmen im Südwesten gefordert. «Wir haben in den Betrieben einen Trend zu Leistungsverdichtung - wobei für die Unternehmen nur kurzfristige Kostenaspekte im Mittelpunkt stehen», sagte Bezirksleiter Jörg Hofmann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Stuttgart. Es werde nicht berücksichtigt, dass dabei langfristig die Arbeitsfähigkeit des Mitarbeiters verringert werde. Diese zu erhalten, sei mit Blick auf die Rente mit 67 besonders wichtig. Unter alternsgerechtem Arbeiten versteht die Gewerkschaft, Arbeitsbedingungen so gestalten, dass von der Jugend bis ins Alter gesunde Arbeitsbedingungen vorhanden sind.

«Unsere Betriebsräte müssen die Arbeitgeber immer wieder auf die Arbeitsschutzregelungen hinweisen und klar machen: ´So schnell kriegt ihr die nicht los´.» Einschnitte in die Kündigungsschutzbestimmungen für ältere Arbeitnehmer in Tarifverträgen seien mit ihm nicht zu machen, betonet der Gewerkschafter. «Denn sonst würden sich die Arbeitgeber gar nicht die Mühe machen, die Menschen so lange wie möglich beschäftigungsfähig zu halten.»

In den Betrieben verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen derzeit. Denn entgegen der Regelungen im Tarifvertrag werde zum Teil die Mindestaktzeit von 1,5 Minuten unterschritten. «Zum Beispiel in der Elektroindustrie werden bei der Montage der weißen Ware 30 Sekunden-Intervalle angesetzt», sagte Hofmann. Etwa jeder fünfte Beschäftigte arbeite an Montagelinien.

Aber auch bei Facharbeiter- und Angestelltentätigkeiten gebe es eine Tendenz zu stärkerer Arbeitsteilung. «Sogar im Maschinenbau, der eine Domäne der Teamarbeit war, kehrt wieder die Fließ-Montage ein», kritisierte der Bezirksleiter. Einfache Tätigkeiten etwa in Kantine und Werksschutz, in denen früher nicht mehr voll leistungsfähige Arbeiter ein Auskommen fanden, würden ausgelagert.

Das Durchschnittsalter in der baden-württembergischen Metallindustrie liegt nach Hofmanns Angaben bei 42,5 Jahren. Fast 40 Prozent der Belegschaften sei älter als 45, etwa ein Viertel älter als 50 Jahre. Er forderte Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf, stärker als bisher das lebenslange Lernen im Blick zu haben. «Die Ideen des vor sechs Jahren abgeschlossenen Qualifizierungstarifvertrages für die Metaller setzen sich nur sehr zäh durch.»

Das Thema berufliche Entwicklung stehe für die IG Metall in den kommenden Jahren ganz oben auf der Agenda, teilte Hofmann mit. Frühere Karrierechancen - etwa vom Facharbeiter zum Konstrukteur - seien heute versperrt. «Dabei haben wir mit dem neuen Entgeltrahmentarifvertrag, nach dem gleiche Tätigkeiten im Angestellten- und Facharbeiterbereich auch gleich vergütet werden, die Grundlagen für mehr Durchlässigkeit geschaffen.»

Gespräch: Julia Giertz, dpa
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090401 Aug 07

Letzte Änderung: 20.11.2007