Profil: Jörg Hofmann

IG Metall Aus den Medien

03.05.2007 Profil des IG Metall Bezirksleiters Jörg Hofmann in der Süddeutschen Zeitung am 3. Mai 2007 - Von Detlef Esslinger

An diesem Donnerstag, kurz vor 16 Uhr, wird Jörg Hofmann wieder einen Verhandlungsraum betreten, zum fünften Mal in der laufenden Tarifrunde, diesmal in der Stadthalle von Sindelfingen. Er wird die Reihe seiner Kontrahenten abschreiten, jedem die Hand geben, Platz nehmen - "und dann nicht mehr weggehen". Nicht, bevor es endlich ein Ergebnis gibt, oder aber die Verhandlungen in der Metall- und Elektro-Industrie gescheitert sind. So zumindest hat er es angekündigt. Eine sechste Runde werde es nicht geben.

Hofmann wird in den Gesprächen nicht laut werden. Seit knapp fünf Jahren leitet der heute 51-Jährige den Bezirk Baden-Württemberg der IG Metall, den mit knapp einer halben Million Mitgliedern zweitgrößten Bezirk der Gewerkschaft - nach Nordrhein-Westfalen. In einem dieser beiden Bezirke wird normalerweise mit den Arbeitgebern der Tarifabschluss ausgehandelt, der dann bundesweit übernommen wird. Vergangenes Jahr war dies NRW; dass nun wieder Baden-Württemberg an der Reihe sein dürfte, ergibt sich schon aus dem Umstand, dass sowohl der Arbeitgeberverband Gesamtmetall als auch die Gewerkschaft ihre Chefs nach Sindelfingen schicken.

Jörg Hofmann

Der Verhandlungsführer der IG Metall ist ein ruhiger, freundlicher, im persönlichen Umgang mitunter schüchtern wirkender Mensch. Gespräche mit ihm verlaufen flüssig und konzentriert, solange es um Fachliches geht. Soll aber Hofmann von sich erzählen, ist ihm das spürbar unangenehm; er gerät dann leicht ins Nuscheln. Wenn man ihm einen Satz auf Anhieb abnimmt, dann den: "Es ist nicht meine Art, im Auftritt die Lösung zu suchen."

Ruhige, freundliche Menschen werden manchmal von ihren Kontrahenten unterschätzt. Jörg Hofmann hat längst begriffen, dass dies für einen selbst "eher von Vorteil denn von Nachteil" ist; an der Beharrlichkeit des Mannes zweifelt aber auch die Gegenseite schon seit Jahren nicht mehr. Bevor er im Herbst 2003 den Chefposten in der Bezirksleitung übernahm, war er dort als Tarifsekretär für ziemlich komplizierte Verhandlungen zuständig. Es ging um das einheitliche Entgelt von Arbeitern und Angestellten, also um die Abschaffung des mehr als hundert Jahre alten Zwei-Klassen-Systems von Löhnen und Gehältern.

Sein Leben hat Jörg Hofmann, verheiratet, eine Tochter, fast ausschließlich in Baden-Württemberg verbracht, sein Berufsleben ausschließlich bei der IG Metall: Im Dorf Oppelsbohm im Rems-Murr-Kreis wuchs er als Sohn eines Lehrerehepaars auf, in Stuttgart absolvierte er den größten Teil seines Ökonomiestudiums, zur IG Metall stieß er, indem er schon als Student für deren Betriebsräte Schulungen zu Technik und Arbeitsorganisation veranstaltete. Er verdiente sich sein Studium nach eigenen Angaben weitgehend selber, nicht, weil die Eltern arm gewesen wären, sondern weil er die Abhängigkeit von ihnen "nicht zu groß gestalten wollte". Zudem fand er bei der Gewerkschaft Gelegenheit, studentische Thesen dem Realitätstest zu unterziehen. Er sagt: "Ich habe mir nicht nur Freunde gemacht." Aber wer es darauf anlegt, wäre als Gewerkschafter ohnehin am falschen Platz.

Letzte Änderung: 16.04.2008