"Jetzt müssen es die ...

IG Metall Interview

30.04.2007 ... Arbeitgeber spüren" - Interview mit IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann im Mannheimer Morgen am 30. April 2007 - Das Gespräch führte Steffen Mack

IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann will mit massiven Warnstreiks in den nächsten Tagen Druck machen

Die Zeichen stehen auf Streik. Nachdem die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie auch in vierter Runde ergebnislos blieben, endet nun die Friedenspflicht. Der baden-württembergische Bezirksleiter Jörg Hofmann, sonst eher ein Mann der leisen Töne, kündigt im Interview mit unserer Zeitung massive Aktionen an. Allerdings hat er die Hoffnung auf beiderseitige Vernunft noch nicht aufgegeben.

Heute um Mitternacht endet die Friedenspflicht. Was haben wir zu erwarten?

JÖRG HOFMANN: Wir werden schon in der Nacht vom 29. auf den 30. April zu Warnstreiks aufrufen. Massive, flächendeckende Aktionen starten wir unmittelbar nach dem Maifeiertag. Da wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.

So dass es etwa eine Stadt wie Mannheim mit vielen Metall verarbeitenden Betrieben empfindlich spüren wird?

HOFMANN: Man wird es spüren, und die Arbeitgeber müssen es spüren. Bei ein paar symbolischen Aktionen können wir es nicht belassen.

Ist denn diese Verschärfung des Tarifkonflikts unbedingt notwendig?

HOFMANN: Ja. Offensichtlich haben die Arbeitgeber noch nicht begriffen, wie ernst es uns mit unseren Forderungen ist. Wir müssen jetzt Druck machen, um Bewegung am Verhandlungstisch zu erzeugen.

Vor der letzten Verhandlungsrunde klangen die Arbeitgeber sehr optimistisch, zu einer raschen Einigung zu kommen.

HOFMANN: Der Optimismus löste sich fluchtartig auf, als die Presse das Verhandlungslokal verlassen hatte und die Gespräche begannen. Derzeit ist der Graben zwischen denen und uns noch viel zu tief.

Wie wollen Sie ihn überwinden?

HOFMANN: Voraussetzung für eine Einigung ist, dass die Arbeitgeber endlich ein höheres Angebot vorlegen.

Bislang bieten sie 2,5 Prozent plus konjunkturabhängigen Zuschlag . . .

HOFMANN: . . . und das ist viel zu wenig. Bei der Chemie und am Bau waren die Abschlüsse zuletzt deutlich höher - obwohl in beiden Branchen die Ausgangslage nicht so gut ist wie bei uns.

In der Chemischen Industrie gibt es 3,6 Prozent plus Einmalzahlungen. Weniger darf es für Sie kaum sein, oder?

HOFMANN: Ich will keinen Wettstreit mit der Chemie. Wir haben deren Abschluss mit Interesse zur Kenntnis genommen. Bei unseren Mitgliedern hat das natürlich entsprechende Erwartungen geweckt.

Sind die hohen Erwartungen der Beschäftigten für Sie nicht ein Problem? Immerhin haben auch diverse Politiker geäußert, angesichts des Wirtschaftsbooms seien kräftige Lohnerhöhungen angemessen.

HOFMANN: Diese Ratschläge aus der Politik haben uns zwar Rückenwind gegeben. Ich meine aber, wir hätten auch ohne sie gut leben können.

Hat nicht sogar Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser vor der Tarifrunde angekündigt, die Arbeitnehmer sollten von den Unternehmensgewinnen profitieren?

HOFMANN: Richtig - und später sagte er, der Tarifabschluss müsse unter den drei Prozent vom letzten Jahr liegen. Das verstehen wir nicht unter fairer Beteiligung der Beschäftigten.

Wie fänden Sie eine Kombination aus allgemeiner Lohnerhöhung und konjunkturabhängigem Zuschlag?

HOFMANN: Einmalzahlungen haben wir nie grundsätzlich abgelehnt. Entscheidend sind für uns aber ordentliche Lohnerhöhungen. Darum geht es in dieser Tarifrunde.

Und da müsste für Sie mindestens eine Vier vor dem Komma stehen?

HOFMANN: Am Ende muss ordentlich was in den Geldbeuteln der Beschäftigten ankommen. Dafür steht unsere Forderung nach 6,5 Prozent mehr Geld.

Die nächste Verhandlungsrunde ist am 3. Mai. Wie optimistisch sind Sie da?

HOFMANN: Sofern man sich überhaupt einigen will, sollte es am 3. Mai geschehen. Das ist ein ganz entscheidender Termin. Danach hat es wenig Sinn, noch ewig weiterzuverhandeln.

Dann folgen Urabstimmung und Streik?

HOFMANN: Ja.

Muss sich das Land denn auf einen langen Arbeitskampf einstellen?

HOFMANN: Ich will nichts ausschließen. Aber die hervorragende Auftragslage verbietet eigentlich einen langen Arbeitskampf. Der Streik ist und bleibt die Ultima Ratio. Beide Seiten sollten wissen, was auf dem Spiel steht.

Letzte Änderung: 16.04.2008