IG Metall macht Druck

27.04.2007 Redaktionsbesuch des IG Metall Bezirksleiters Jörg Hofmann am 26. April 2007 bei der Südwestpresse in Ulm - TARIFRUNDE / "Wollen schnell Klarheit" - Das Gespräch führte Wilhelm Hölkemeier

Zum vierten Mal sitzen sich heute die Verhandlungsparteien der Metall-Tarifrunde in Baden-Württemberg gegenüber. Die IG Metall drückt aufs Tempo.

Mit einem Abschluss sei zwar keineswegs zu rechnen, glaubt IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann im Hinblick auf die heutige vierte Verhandlungsrunde im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg in Fellbach (Rems-Murr-Kreis). Schon der Verhandlungsbeginn am Nachmittag lasse aber den Schluss zu, dass es mit ausreichend Zeitreserve im Rücken
gelingen werde, in substanzielle Verhandlungen "einzusteigen".

Hofmann macht keinen Hehl daraus, dass die IG Metall dabei aufs Tempo drücken will. "Unsere Mitglieder wollen jetzt schnell Klarheit darüber, ob wir eine Einigung erreichen oder ob es zu Urabstimmung und Arbeitskampf kommt", sagte Hofmann gestern beim Besuch in unserer Ulmer
Zentralredaktion. Es gebe kein Verständnis in der IG Metall für "wochenlange Verhandlungen und Warnstreiks". Mit einer ersten Warnstreikwelle im Südwesten rechnet Hofmann am 2. und 3. Mai.

Der Gewerkschafter ist sich bewusst, "dass ein Streik angesichts der hervorragenden Auftragslage derzeit nicht in die Zeit passen würde". Er
fordert aber Realismus auch auf der Unternehmerseite: Ein schlechteres
Abschneiden bei der linearen Tariferhöhung als in der Chemiebranche (3,6
Prozent linear, dazu 0,7 Prozent Konjunkturbonus) kann sich Hofmann nicht vorstellen angesichts boomender Konjunktur in weiten Bereichen der Metall- und Elektroindustrie. Das durchschnittliche Wachstum dort betrage derzeit über 6 Prozent.

Für die IG Metall sei die Priorität klar: Die lineare Tariferhöhung sei
wichtigste Maßzahl. Einmalzahlungen seien kein Ausgleich für Inflationsrate und Produktivitätssteigerungen, die "kein Verfallsdatum
haben". Wenig Sympathie auch für den Vorschlag, die Jahresleistung von 60 Prozent auf Betriebsebene mit einer Spannbreite von plus und minus 15
Prozentpunkte variabel und erfolgsabhängig zu gestalten. Diese
Sonderzahlung werde in vielen Betrieben genutzt, um Lohnabschläge durch
verkürzte Arbeitszeit oder Altersteilzeit abzufedern und stehe nicht zur
Disposition.

Letzte Änderung: 20.11.2007