Wir spielen die gleiche Rolle ...

12.03.2007 ... wie in allen anderen Tarifrunden - IG-Metall-Bezirksleitr Hofmann sieht sich als Modernisierer - Auch im Südwesten schwierige Verhandlungen erwartet - Oliver Schmale, ap, 12. März 2007

Jörg Hofmann lässt sich nicht so einfach in die Schublade der klassischen Arbeiterführer einordnen. Der 51 Jahre alte Leiter des IG-Metall-Bezirks Baden-Württemberg ist ein Modernisierer, und im Gegensatz zu anderen Gewerkschaftsführern vermeidet der Diplom-Ökonom alles Kumpelhafte. Er tritt lieber freundlich und zuvorkommend auf. Die Lohnforderung nach 6,5 Prozent mehr Geld für die 3,4 Millionen Beschäftigten in Deutschlands Schlüsselindustrie verteidigt er dennoch vehement. Die baden-württembergischen Metaller unter Hofmanns Leitung wollen bei der nun startenden Tarifrunde ein gewichtiges Wörtchen mitreden.

Der im schwäbischen Oppelsbohm geborene Gewerkschaftfunktionär formuliert keinen direkten Anspruch darauf, dass der Abschluss im Südwesten unter Dach und Fach gebracht werden soll. Aber unter hochrangigen Funktionären wird schon davon geredet. Hofmann meint dazu ganz diplomatisch: "Wir spielen die gleiche Rolle wie in allen anderen Tarifrunden." Die IG Metall sei in der glücklichen Lage, in allen Bezirken grundsätzlich abschlussfähig zu sein. "Somit muss ein Abschluss nicht immer zwingend im Südwesten laufen, aber er wird ganz sicher nicht ohne uns laufen", lässt er sich dann doch noch entlocken.

Hofmann hat eine steile Karriere in der Gewerkschaft hingelegt: Vom Tarifsekretär zum Bezirksleiter. Seit September 2003 steht er im Südwesten an der Gewerkschaftsspitze, er ist Nachfolger des nun Zweiten IG-Metall-Vorsitzenden Berthold Huber. Und seine Erfahrungen lehren ihn, dass auch eine reine Lohnrunde nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte: Er sei gespannt auf das für die zweite Verhandlungsrunde angekündigte Angebot. "Man könnte zwar auf den ersten Blick meinen, das bloße Finden einer Lohnzahl sei eine leichte Sache. Doch das täuscht." Dahinter stecke genügend Konfliktstoff, wie die Tarifrunden 1999 und 2002 gezeigt haben, in denen es ebenfalls nur um eine Lohnzahl ging.

Eine direkte Konkurrenz zu seinem innergewerkschaftlichen Gegenspieler in Nordrhein-Westfalen, dem dortigen Bezirksleiter Detlef Wetzel, sieht Hofmann nicht. "Wenn, dann gibt es höchstens einen sportlichen Wettbewerb darum, wo wir für die Beschäftigten das beste Ergebnis rausholen können." Und da sei es doch ganz natürlich, wenn jeder vorne dabei sein wolle. Es gelte, die Erwartungshaltung der Beschäftigten zu erfüllen. Der Flächentarifvertrag ist für den Metaller immer noch die beste Lösung in der tarifpolitischen Landschaft: "Auch die Unternehmen und ihre Verbände haben daran ein originäres Interesse und wollen nicht in allen Fragen des Arbeitslebens Konflikte auf betrieblicher Ebene austragen müssen."

Seit 1987 bei der IG Metall tätig

Allerdings wolle er einen differenzierteren Regelungsbedarf im Vergleich zur Vergangenheit nicht in Abrede stellen. "Doch dem haben wir mit dem Tarifvertrag von Pforzheim bereits Rechnung getragen." Zudem böten die Tarifverträge genügend differenzierte Regelungsmöglichkeiten, um auf alle Fragen eine Antwort zu finden.

Wenn es um die Zukunft der Arbeitnehmervertretungen geht, sieht Hofmann neue Aufgaben auf die Gewerkschaften zukommen: "Wir stehen vor der Herausforderung, Antworten auf eine veränderte Arbeitswelt zu finden, die unter dem Druck der Globalisierung steht." Hier sei die IG Metall schon ein gutes Stück vorangekommen. "Zumindest stehen wir auch in der Öffentlichkeit nicht mehr in der Ecke der Blockierer", meint er.

Hofmann ist Vater einer Tochter und passionierter Hobbykoch. Abgesehen davon ist er ein nicht zu unterschätzender, äußerst erfahrener Verhandler. Immerhin war er maßgeblich mit am Erfolg des komplizierten Tarifvertrags für eine einheitliche Bezahlung von Arbeitern und Angestellten beteiligt. Die Gespräche über den Entgeltrahmen-Tarifvertrag (ERA) hatten sich über ein Jahrzehnt in Baden-Württemberg hingezogen, erst 2002 gab es den Durchbruch.

Hofmann war nach dem Ende seines Studiums im Jahr 1982 zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim. Später war er als Sachverständiger tätig. Im Jahr 1987 wechselte Hofmann dann zur Stuttgarter Verwaltungsstelle der IG Metall, wo schon manche steile Gewerkschaftskarriere begann. (AP)

Letzte Änderung: 20.11.2007