Investivlöhne

06.02.2007 Stellungnahme von Jörg Hofmann, IG Metall Bezirksleiter Baden-Württemberg für die dpa am 4. Februar 2007 zum Thema Investivlöhne

Ich halte die erneute Debatte um Investivlöhne für nicht zielführend. Das ist doch eine Gespensterdebatte, die in regelmäßigen Wellen in die Gesellschaft schwappt. Zudem weiss die Poltiik ja gar nicht worüber sie eigentlich redet: Ist eine Kapitalbeteiligung der Arbeitnehmer an den Unternehmen oder eine Gewinnbeteiligung gemeint. Die ganze Debatte zeigt nur: Die Politik hat keine geeigneten Antworten für die explodierenden Kapitaleinkommen.

Mir scheint eine materielle Beteiligung für Arbeitnehmer nur dann sinnvoll, wenn sie in Form einer Gewinnbeteiligung freiweillig und vor allem zusätzlich zum tarifvertraglichen Arbeitsentgelt, also "on Top", zwischen den Betriebsparteien vereinbart wird. In der Metall- und Elektroindustrie haben wir solche Zusatzvereinbarungen und Gewinnbeteiligungen in etwa 40 Prozent der Betriebe, die etwa 80 Prozent der Beschäftigten erfassen.
Alles andere ist keine Lösung, da zusätzliches Risiko auf die Schultern der Arbeitnehmer verlagert würde. Besonders die oft beschworene Kapitalbeteiligung ist kein sinnvoller Weg um mehr Verteilungsgerechtigkeit herzustellen. Die Beschäftigtren tragen bereits ein hohes persönliches Risiko in Form des Arbeitseinkommens und sind zustäzlich vom Riskio des Arbeitsplatzverlustes bedroht. Investiert ein Beschäftigter jetzt noch einen Teil seines Einkommens in das Unternehmen, in dem er arbeitet, kumuliert er Risiken und muss unter Umständen sogar mit dem Totalverlust der geleisteten Einlagen rechnen. Das ist nicht akzeptabel, außerdem würde jeder Investmentbanker von solch einem Risikomodell abraten. Solche Modelle eignen sich also weder für die Vermögensbildung noch für die Altersvorsorge.

Letzte Änderung: 20.11.2007