"Jetzt geht´s ums Geld"

31.01.2007 Interview mit Jörg Hofmann in der Pforzheimer Zeitung am 31. Januar 2007

"Super-Tarifjahr 2007": Bundesweit wird für rund neun Millionen Beschäftigte neu über Löhne und Gehälter verhandelt. PZ-Korrespondentin Ulrike Bäuerlein sprach mit Jörg Hofmann, Chef des traditionellen Metaller-Pilotbezirks Baden-Württemberg.

Pforzheimer Zeitung: Herr Hofmann, was wäre für Sie tariflich ein Erfolg, was ein Misserfolg?

Jörg Hofmann: Ein Erfolg wäre, wenn wir unseren Beschäftigten einen fairen Anteil an dem sichern könnten, was wir erwirtschaftet haben und in diesem Jahr noch erwirtschaften werden. Ein Misserfolg wäre weniger im Geldbeutel. Und die Erwartungshaltung unserer Beschäftigten ist relativ hoch.

PZ: In Zahlen - wie hoch?

Hofmann: Deutlich oberhalb des Niveaus des letzten Jahres, als wir mit einer Fünf als Forderung in die Tarifrunde gingen.

PZ: Die Porsche-Beschäftigten kamen ja mit einer Forderung von 9,5 - haben Sie die mit Mühe und Not noch unter die Zweistelligkeit bekommen?

Hofmann: Nein. Aber es ist doch klar: Wenn eine Belegschaft wie bei Porsche sieht, welche Spitzengewinne eingefahren werden, wie es brummt ohne Ende, wie der Vorstand auch die Vorstandsgehälter ordentlich an den Ergebnissen orientiert, dass sich dann auch die Belegschaft die Frage stellt, wie sie partizipieren kann.

PZ: Dem Porsche geht’s gut, dem Bosch geht’s schlecht…

Hofmann: Ach, dem Bosch geht es glänzend. Auch an den Standorten, um die debattiert wird. Es ist nur so, dass die Lockungen des noch größeren Profits dazu führen, Entscheidungen nicht zugunsten von Arbeitsplätzen in Deutschland zu treffen.

PZ: Für die IG Metall soll es in dieser Runde hauptsächlich um Geld gehen - nicht um Beschäftigungserhaltung.

Hofmann: Wir sehen schon die Notwendigkeit, gerade für die kritischen Gruppen auf dem Arbeitsmarkt - seien es Jugendliche, Langzeitarbeitslose oder über 50-Jährige - Impulse zu setzen für Neueinstellungen, statt sich der Leiharbeit zu bedienen. Das ist aber leider bis dato ergebnislos verlaufen. Ältere einzustellen, dieses Thema kommt inzwischen in jeder Sonntagsrede dreimal vor. Aber de facto ändert sich so gut wie nichts.

PZ: Das klingt, als ob Sie sagen: Denen mit Arbeitsplatz zahlen wir jetzt einen ordentlichen Packen drauf, und die anderen bleiben auf der Strecke.

Hofmann: Nein, nie und nimmer. Wenn wir über Lohnentwicklung reden, sprechen wir immer über mehrere Größen, die mitwirken. Zunächst mal die Lohnentwicklung selbst: Mit jedem Euro mehr stehen auch den Sozialkassen 40 Cent mehr zur Verfügung, es beeinflusst die Renten und andere Sätze…

PZ: Sagen Sie aber nicht, dass die IG Metall die Rentenkasse saniert.

Hofmann: Nein, das ist nicht unsere vornehmste Aufgabe. Das Zweite ist der private Konsum. Ohne Wachstum gibt es keine Beschäftigung, und, um es bildhaft zu sagen, ohne dass die Leute auch das Geld haben, die Autos zu kaufen, die wir produzieren, wird sich die Wachstumserwartung nicht nachhaltig realisieren lassen. Und dazu brauchen wir den privaten Konsum.

PZ: Also geht’s jetzt ums Geld?

Hofmann: Jetzt geht’s erst mal um was ganz Praktisches, das jeden angeht: Um mehr Geld.

Letzte Änderung: 20.11.2007