IG Metall Pressedienst 34/06

06.04.2006 Keine Basis für ernsthafte Verhandlungen - Angebot von Südwestmetall ist eine Farce

"Das vorgelegte Angebot der Arbeitgeber ist so nicht verhandelbar", kommentierte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann die heutigen Tarifgespräche in Mannheim. Er bezeichnete das von Südwestmetall vorgelegte Paket als "Farce" und "Zumutung".

Die Gespräche über höhere Einkommen für die 800 000 Beschäftigten der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie waren nach weniger als einer Stunde abgebrochen worden. Sie werden am kommenden Montag in Böblingen fortgesetzt. Ein weiterer Verhandlungstermin ist für den 19. April 2006 geplant.

Der Gewerkschaftschef betonte die Handlungsfähigkeit der IG Metall im Land. "Wir sind handlungsfähig, am Verhandlungstisch, aber auch in den Betrieben". Die Warnstreiks der Metaller sollen deshalb in den kommenden Tagen mit unverminderter Härte fortgesetzt werden. "Und wenn die Arbeitgeber nicht kräftig was drauf satteln, dann rauschen wir geradewegs in einen Arbeitskampf", kündigte Hofmann an.

Den Arbeitgebern warf er eine Verweigerungshaltung vor. "Wer nach drei Verhandlungsschleifen so etwas vorlegt, der zeigt keine Bereitschaft eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden. Südwestmetall gefährdet damit den industriellen Frieden im Land".

Südwestmetall hat am späten Nachmittag präzisiert, was in den vergangenen Tagen in vagen Andeutungen bereits durch die Medien geisterte. Demnach sollen die Tarifentgelte in den Jahren 2006 und 2007 jeweils tabellenwirksam um 1,2 Prozent steigen. Hinzu kommen Einmalzahlungen von 0,6 und 0,4 Prozent, die ertragsabhängig variabel gestaltet werden sollen. Die Laufzeit soll 24 Monate betragen.

"Die Arbeitnehmer wären die klaren Verlierer, während sich andere weiter fleißig die Taschen füllen", sagte Hofmann nach Ende der Gespräche. So etwas sei für die Gewerkschaft völlig inakzeptabel und "den Mitgliedern nicht vermittelbar".

Hofmann: "Wer trotz der hervorragenden Branchensituation nicht einmal bereit ist, den Beschäftigten die Inflation auszugleichen, der trägt dazu bei, die Binnenkonjunktur weiter absaufen zu lassen". Die Arbeitnehmereinkommen würden dadurch nur weiter von der allgemeinen Entwicklung abgekop-pelt, so der Gewerkschafter. "Was hier auf dem Tisch liegt, ist nichts anderes als eine Reallohnsenkung".

Die Beschäftigten würden sich aber nicht blenden lassen, denn auch die vorgeschlagenen Einmalzahlungen seien lediglich Augenwischerei. "Wir brauchen Entgelterhöhungen, die tabellenwirksam werden, keine Einmalzahlungen. Sonst können wir die Nachfrage im Inland nicht vorwärts bringen".

Hofmann grenzte unterdessen das Zeitfenster für eine Verhandlungslösung klar ein. "Wir haben am 20. April eine Sitzung der großen Tarifkommission. Dort werden wir dann die Weichen stellen". An Südwestmetall gerichtet sagte er: "Ich kann nur betonen: Ab dem 19. April ist endgültig Schluss mit lustig".

Letzte Änderung: 22.04.2008