Gemeinsame Erklärung - Fachkräftewoche

IG Metall

29.10.2015 "Wir müssen alle Potenziale heben" - Gemeinsame Erklärung anlässlich der bundesweiten Fachkräftewoche - IG Metall, Südwestmetall, Stihl, Bundesagentur für Arbeit RD Ba-Wü

Stuttgart/Waiblingen - Die Arbeitgeber und Gewerkschaft der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie haben die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierte Fachkräftewoche begrüßt. Angesichts des demografischen Wandels sei die Fachkräftesicherung eine zentrale Herausforderung, die es gemeinsam zu meistern gelte. "Deshalb setzen wir uns bereits seit Jahren für die berufliche Weiterbildung ein", sagten Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender von Südwestmetall, und Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg am Donnerstag anlässlich einer Veranstaltung zur Fachkräftewoche bei der Firma STIHL in Waiblingen.

Die Sozialpartner verwiesen auf den bereits seit 2001 bestehenden und in diesem Jahr erweiterten Tarifvertrag zur Qualifizierung (TV Quali).

"Schon frühzeitig haben wir Modelle entwickelt, die lebenslanges Lernen fördern. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für die dauerhafte Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter und gleichzeitig der Schlüssel, um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu erhalten" sagte Zitzelsberger. Der Tarifvertrag sieht etwa Ansprüche beziehungsweise Möglichkeiten auf geförderte oder ungeförderte Teilzeit für persönliche Weiterbildung vor. Hierbei kann der Beschäftigte wählen, ob er für eine Weiterbildungsmaßnahme vorübergehend seine Arbeitszeit reduzieren oder sogar voll aussteigen möchte.

Weiter haben die Tarifpartner 2012 einen Tarifvertrag und eine Sozialpartnervereinbarung über ein betriebliches Förderjahr abgeschlossen. Ziel ist es, bislang nicht ausbildungsreife Schulabgänger an eine berufliche Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie heranzuführen. "Damit geben wir Jugendlichen eine Chance, die ansonsten für eine Ausbildung in unserer Branche nicht in Betracht gekommen wären. Diese Maßnahme kommt beiden Seiten zu Gute, den jungen Menschen und unseren Betrieben", sagte Wolf und ergänzte: "Wir wollen zudem den Tarifvertrag für Flüchtlinge öffnen und ihnen so einen Einstieg in Beschäftigung ermöglichen".

In der letzten Tarifrunde verständigten sich Südwestmetall und IG Metall zudem darauf, die Sozialpartnervereinbarung um Qualifizierungsmaßnahmen für An- und Ungelernte zu ergänzen. Derzeit haben rund 170.000 Beschäftigte in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie keinen Berufsabschluss. "Mit unserem Konzept der modularen abschlussorientierten Berufsqualifizierung bieten wir diesen Beschäftigten eine nachhaltige Beschäftigungs- und Zukunftsperspektive. Mit Blick auf den drohenden Fachkräftemangel müssen wir alle Potenziale heben", sagten die beiden Spitzenvertreter.

Christian Rauch, BA-Chef der Regionaldirektion Baden-Württemberg, begrüßte die Anstrengungen der Tarifvertragsparteien und verwies auf die zahlreichen Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit. Als Beispiel nannte er die finanzielle Unterstützung für die Weiterbildung von An- und Ungelernten über das WeGebAU-Programm (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen). Rauch: "Seit April dieses Jahres ist es mittels unseres Programms WeGebAU zusätzlich möglich, abschlussorientierte berufsqualifizierende Teilqualifizierungen zu fördern. Indem wir uns dafür einsetzen, verstärkt Geringqualifizierte weiterzubilden, haben wir die Chance, den Anteil qualifizierter Beschäftigter in allen Branchen zu erhöhen. Das wird mittelfristig der Weg sein, Arbeitslosigkeit zu vermeiden und auch für Flüchtlinge Wege zu eröffnen, den Helferbereich mittelfristig zu verlassen."

Wie die Fachkräftesicherung in der Metall- und Elektroindustrie gelebt wird, zeigte die Firma STIHL in Waiblingen. "Mit der Ausbildung und Weiterqualifizierung haben wir bei STIHL viel Erfahrung", erklärte STIHL Personalvorstand und Vorsitzender der Südwestmetall-Bezirksgruppe Rems-Murr, Dr. Michael Prochaska. Den ersten Auszubildenden nahm Firmengründer Andreas Stihl im Jahr 1932 auf. Heute bildet das Waiblinger Familienunternehmen an allen Produktionsstandorten weltweit nach dem dualen Ausbildungsmodell selbst aus und sichert sich so den Fachkräftebedarf auf hohem Niveau. Für an- und ungelernte Arbeitskräfte gibt es seit 15 Jahren die Möglichkeit, sich nebenberuflich zum Industriemechaniker nachzuqualifizieren. Dieses Angebot steht auch befristeten Arbeitskräften offen, selbst wenn die Maßnahme über ihre Befristung hinausgeht.

Info: Die bundesweite Fachkräftewoche wurde von der Partnerschaft für Fachkräfte in Deutschland unter dem Motto "In Deutschland steckt mehr" organisiert. Vom 26. Oktober bis zum 1. November 2015 geht es auf zahlreichen Veranstaltungen um die Frage, welche Potenziale für die Fachkräftesicherung bestehen und wie diese noch besser genutzt werden können. Mitglieder der Partnerschaft sind das Arbeits-, das Wirtschafts-, das Bildungs- und das Familienministerium sowie die BA, die BDA, der ZDH, der DIHK und von Gewerkschaftsseite DGB, ver.di, IG BCE sowie die IG Metall. Am 29. Oktober 2015 besuchte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles die Firma STIHL in Waiblingen und hielt dort einen Impulsvortrag.

Letzte Änderung: 29.10.2015