IG Metall Pressemitteilung 37/2015

IG Metall - Pressemitteilung

21.05.2015 IG Metall warnt vor neuer Welle an Kosten-Senkungen in der Automobilindustrie - Studie untersucht Auswirkungen auf Standorte und Beschäftigung im Südwesten

Stuttgart. Die IG Metall im Südwesten fürchtet um die Zukunftsfähigkeit der Automobilindustrie in Baden-Württemberg. "Vor allem viele Zulieferer stehen unter enormem Kostendruck, in der Folge nehmen die Sparanstrengungen zu und gefährden immer häufiger auch tarifliche Arbeitsstandards", sagte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, anlässlich eines Treffens von Betriebsräten namhafter Autozulieferer im Land. Damit einher geht die anhaltende Verlagerung von Teilen der Produktion an kostengünstigere Standorte im Ausland.

Die IG Metall Baden-Württemberg hat deshalb bereits vergangenes Jahr eine Untersuchung beim Stuttgarter IMU-Institut in Auftrag gegeben, die diese Entwicklung wissenschaftlich begleiten soll und von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wird. Ziel der Studie ist es, die Veränderungen in der Automobilindustrie vor Ort aufzuzeigen, um frühzeitig auf Folgen, Risiken und womöglich auch Chancen für Beschäftigte reagieren zu können. "Anzahl und Qualität der Arbeitsplätze im Südwesten geraten zunehmend in Gefahr - damit geht es letztlich um die Zukunftsfähigkeit des Automobilstandorts Baden-Württemberg. Dafür gehen wir mit dieser Studie gern in Vorleistung", betonte Zitzelsberger.

Roman Zitzelsberger

Erste Ergebnisse werden Anfang 2016 erwartet, diese sollen zum Beispiel folgende Fragen beantworten: Inwiefern gefährdet der Preisdruck deutsche Standorte? Wer treibt die Preise - die Hersteller oder niedrigere Lohnkosten in Osteuropa? Durch welche Innovationsmuster und Technologien lassen sich Preisabschläge möglicher-weise kompensieren? Welche Teile der Wertschöpfungskette werden wohin lokalisiert? Und wie kann angesichts dessen die Beschäftigung im Südwesten dauerhaft abgesichert werden?

Wie stark die Belegschaften unter dem Preis- und Verlagerungsdruck leiden, haben die zahlreichen Diskussionsbeiträge auf der Tagung in Stuttgart gezeigt. Unisono klagten die Betriebsräte über Einsparungen auf dem Rücken der Beschäftigten, den Trend zur Ansiedelung zukunftsfähiger Technologien außerhalb Deutschlands sowie die wachsende Kluft in der Vergütung von Beschäftigten bei Autoherstellern und Zulieferern.

Martin Schwarz-Kocher

Untermauert wurden diese Einschätzungen von Martin Schwarz-Kocher, Geschäftsführer des Stuttgarter IMU-Instituts und Verantwortlicher für die Studie: "Wir sehen eine neue Phase der Globalisierung, in der bisherige Leitwerk-Funktionen deutscher Standorte zunehmend in Frage gestellt und Produktionen in einzelnen Bereichen fast vollständig aufgegeben werden. Diese Strategie kann die Innovationsfähigkeit der Zulieferer und damit der gesamten Branche massiv gefährden, weil der Innovationsverbund von Produktion, Entwicklung und Vertrieb zerstört wird."

Ziel der IG Metall ist es, die Ergebnisse der Studie mit Unternehmern, Wissenschaftlern, Politikern und Gewerkschaftern zu diskutieren und gemeinsam belastbare Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Als Vorbild für eine solche Veranstaltung könnte der von Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid initiierte Automobildialog dienen, in dem Politik, Wirtschaft und IG Metall seit 2012 regelmäßig Zukunftstrends erörtern. Positiv bewertet die IG Metall in dem Zusammenhang, dass es seit 2015 auch einen Nutzfahrzeugdialog gibt.

Im Südwesten arbeiten rund 215 000 Menschen in 330 Betrieben in der Automobilindustrie, darunter ein großer Teil IG Metall-Mitglieder. In Tarifauseinandersetzungen kommt den Beschäftigten in der Branche regelmäßig eine Vorreiterrolle zu.

Letzte Änderung: 21.05.2015