IG Metall Pressedienst 49/2012

IG Metall Pressedienst

21.05.2012 IG Metall setzt alle drei Forderungen durch: Ein gutes Tarifergebnis - Große Tarifkommission diskutiert Tarifergebnis 2012

Als Tariferfolg bewerten die rund 200 Mitglieder der Großen Tarifkommission Baden-Württemberg das vergangenen Samstag in Sindelfingen geschnürte Gesamtpaket.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann: "Der Abschluss umfasst nicht nur eine deutliche Entgelterhöhung für die 800.000 Beschäftigten der Branche. Der IG Metall ist es zudem gelungen, die Totalverweigerung der Arbeitgeber bei den Themen Übernahme und Leiharbeit aufzubrechen. Im Kern haben wir unsere Forderungen durchgesetzt: Die unbefristete Übernahme der Ausgebildeten wird jetzt zur Regel in der Metall- und Elektroindustrie. Und Betriebsräte können beim Einsatz von Leiharbeit endlich mitbestimmen."

IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann

Hofmann betonte, der größte Erfolg des Tarifkompromisses sei es, die noch bis 8. Mai aufrecht gehaltene Totalverweigerung im Arbeitgeberlager bei den qualitativen Themen aufgebrochen zu haben. Hofmann: "Wir wollten Regelungen zu diesen Themen durchsetzen. Und jetzt haben wir Regelungen durchgesetzt. Damit ist insbesondere bei Leiharbeit nicht alles abschließend geregelt. Aber wir haben endlich den Fuß in der Tür."

IG Metall Jugendvertreter

Unbefristete Übernahme der Ausgebildeten durchgesetzt

Damit wurde mit Blick auf die Übernahmepraxis in den Betrieben der bisher geltende Grundsatz der befristeten Übernahme nach bestandener Ausbildung umgedreht, denn künftig werden alle Ausgebildeten auf Dauer eingestellt. Die bisher vorherrschende Arbeitgeberwillkür bei der Übernahme wurde nun durch transparente Regeln ersetzt. Hofmann: "Das schafft für die junge Generation genau die Perspektiven, die wir erreichen wollten. Sie müssen jetzt nach bestandener Prüfung nicht mehr mit der Unsicherheit kämpfen, wie es für sie weiter geht."
Gegen eine unbefristete Übernahme stehen lediglich akute Beschäftigungsprobleme des Betriebes, Ausbildung über Bedarf oder personenbedingte Gründe. Die drei Ausnahmemöglichkeiten hatte die IG Metall selbst als erforderlich vorgeschlagen.

Mehr Mitbestimmung bei Leiharbeit durchgesetzt

Beim Thema Leiharbeit haben die Betriebsräte durch den neuen Tarifvertrag erstmals auch ein wirksames Zustimmungsverweigerungsrecht, das auch vor den Arbeitsgerichten belastbar ist. Demnach können Betriebsräte dem Einsatz von Leiharbeit widersprechen, wenn sie zu feststellbaren Beeinträchtigungen der Entgelt- und Arbeitsbedingungen sowie zur Gefährdung von Arbeitsplätzen führen. Und erstmals regelt ein Tarifvertrag die Einsatzbedingungen von Leiharbeit im Betrieb. Hinzu kommt die Tatsache, dass Leiharbeit nicht länger eine Endlosschleife ist. Leiharbeitern muss spätestens nach 24 Monaten vom Entleihbetrieb ein Angebot für eine Übernahme gemacht werden. Und Betriebsräte müssen künftig regelmäßig über den Umfang und die Einsatzbereiche von Leiharbeit informiert werden.
Hofmann: "Das versetzt die Betriebsräte in eine ganz andere Position als bisher und gibt ihnen Hebel in die Hand, die sie bisher nicht bedienen konnten. Es ist ein wesentlicher Schritt, unternehmerische Willkür, Lohndumping und das Verdrängen von Stammarbeitsplätzen durch Leiharbeit im Betrieb zu beenden."

Die größte Entgelterhöhung seit 20 Jahren durchgesetzt

4,3 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten auf 13 Monate, das bedeutet rund 4 Prozent für 12 Monate. Somit konnte die IG Metall in dieser Tarifrunde die kräftigste dauerhafte Entgelterhöhung seit gut 20 Jahren durchsetzen. Hofmann: "Die Beschäftigten erhalten nicht nur einen Ausgleich für die gestiegenen Preise und die wachsende Produktivität. Sie werden ebenfalls in fairem Maße am wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen beteiligt, den sie durch ihre Arbeit erst möglich gemacht haben."

In den kommenden Tagen wird das Tarifergebnis nun bewertet und in den Betrieben diskutiert. In der nächsten Tarifkommissionssitzung am 6. Juni 2012 wird dann über die endgültige Annahme des Ergebnisses abgestimmt.

Letzte Änderung: 23.05.2012