IG Metall Pressedienst 34/2011

Pressedienst

09.11.2011 Bausteine gegen prekäre Beschäftigung - Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg

Die IG Metall in Baden-Württemberg sammelt Bausteine gegen prekäre Beschäftigung und erhöht damit gleichzeitig den Druck auf die Arbeitgeber. Die Gewerkschaft will möglichst noch vor der im kommenden Frühjahr startenden Entgelttarifrunde eine Reihe qualitativer Themen mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall vereinbaren. Dieses Ziel bekräftigten die rund 180 Mitglieder der Großen Tarifkommission der IG Metall im Südwesten heute in Böblingen.

Jörg Hofmann IG Metall-Bezirksleiter

Jörg Hofmann, IG Metall-Bezirksleiter Baden-Württemberg: "Leiharbeit und Werkverträge sind ungebremst auf dem Vormarsch. Immer mehr junge Menschen stehen am Ende der Ausbildung ohne feste Übernahme da. Wir tun etwas dagegen. Jeden Tag. Aber das entbindet uns nicht von der Pflicht, tarifliche Regelungen zu finden."

Als Beispiele nannte Hofmann z.B. die Firma Weber in Güglingen, wo in einer Betriebsvereinbarung die Anzahl an Leiharbeitnehmern im Betrieb auf 20 begrenzt wurde. Bei Weber arbeiten etwa 500 Menschen. Bei Neff in Bretten (ca.1.300 Beschäftigte) wurde eine Quote von höchstens 8 Prozent Leiharbeitnehmern vereinbart. Bei Hengstler Hydraulik in Hausach (ca. 100 Beschäftigte) werden Leiharbeiter nach spätestens 6 Monaten übernommen. Bei Kolbenschmidt/KS ATAG (rund 1.000 Beschäftigte) haben Betriebsrat und Unternehmensleitung die Übernahme von 89 befristet Beschäftigten in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bis zum Jahresende vereinbart. Außerdem erhalten Leiharbeiter dort ein höheres Entgelt. Bei der Andreas Stihl AG (ca. 3.300 Beschäftigte) in Waiblingen haben die Arbeitnehmervertreter mit dem Unternehmen die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden vereinbart - die Regelung gilt auch für Studierende an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, die bei Stihl beschäftigt sind.

Weitere Beispiele dokumentiert die IG Metall in den kommenden Wochen unter anderem im Internet unter www.bausteine.igm.de. Dort sind bereits zahlreiche Vereinbarungen eingestellt und werden laufend durch neue ergänzt. Ergänzt durch einen wöchentlichen Newsletter, in dem die jeweils neuesten Vereinbarungen aufgelistet werden, und durch eine Vernetzung über facebook, Twitter und YouTube, wird so öffentlich sichtbar, was die IG Metall in den Betrieben für Leiharbeiter und Auszu-bildende regelt. Außerdem werden Plakate und ein Film an LED-Wänden und auf Kinoleinwänden die Öffentlichkeit weiter für die Themen sensibilisieren.

Ihre Forderungen hat die IG Metall bereits im September aufgestellt:

  • unbefristete Übernahme von Ausgebildeten im Anschluss an die Berufsausbildung
  • tarifliche Regelungen zur Verbesserung des Ausbildungszugangs für benachteiligte Jugendliche, der Ausbildungsbegleitung und der beruflichen Entwicklung
  • ein wirksames Zustimmungsverweigerungsrecht für Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeit im Betrieb mit tariflicher Schlichtungsstelle als Konfliktregulierung
  • Regelung von Leiharbeit, insbesondere zu Anlass, Volumen, Dauer, Einsatzbereichen und Übernahme in einer freiwilligen Betriebsvereinbarung
  • Ausweitung der Informations- und Mitwirkungsrechte des Betriebsrats beim Einsatz von Werkvertragsbeschäftigten im Betrieb
  • Weiterführung und Verstetigung der Regelungen des Tarifvertrag Kurzarbeit, Qualifizierung und Beschäftigung (TV KQB).

"Wir haben heute schon viele Regelungen zu Leiharbeit oder Übernahme nach der Ausbildung. Und es kommen fast täglich neue dazu. Das zeigt eines: die betrieblichen Praktiker haben den Regelungsbedarf in diesen Fragen längst erkannt. Wir handeln in den Betrieben, während sich Südwestmetall ideologisch einmauert."

Letzte Änderung: 09.11.2011