28 Stunden sollen reichen

IG Metall Aus den Medien

01.12.2009 IG Metall kämpft trotz Ablehnung aus Berlin um kürzere Arbeitszeit - Süddeutsche Zeitung - 28. November 2009 - Das Gespräch führte Detlef Esslinger

Die IG Metall hält trotz der Ablehnung durch das Bundesarbeitsministerium an der Idee fest, Arbeitszeiten auf 28 Stunden zu reduzieren. Der baden-württembergische Bezirksleiter Jörg Hofmann, von dem die Idee ist, sagte am Freitag der Süddeutschen Zeitung, die Ablehnung sei nicht durchdacht.

Hofmann hatte Anfang November vorgeschlagen, dass Betriebe in Not vorübergehend die 28-Stunden-Woche einführen dürfen. Dabei sollen die Firmen jedoch für einen Teil der wegfallenden Stunden 25 Prozent des Lohns weiterzahlen - bei diesem Betrag aber von Steuern und Sozialabgaben befreit werden.

Das Ministerium antwortete, dabei würden sich Firmen nur auf Kosten der Allgemeinheit von Arbeitskosten entlasten. Hofmann erwiderte nun: "Machen wir das nicht, entlasten Firmen sich auch auf Kosten der Allgemeinheit, und zwar, indem sie die Menschen auf den Arbeitsmarkt schicken." Weiter hatte das Ministerium argumentiert, die betroffenen Arbeitnehmer verlören in dem Fall Ansprüche an die Rentenversicherung. Dazu sagte Hofmann, wie bei der Kurzarbeit könne hier die Bundesagentur für Arbeit (BA) einspringen und die Sozialabgaben übernehmen. Es gehe nicht um eine Dauersubvention, sondern um ein Instrument, das aus der Krise helfen solle.

Hofmann kritisierte auch den Beschluss der Bundesregierung zur Verlängerung der Kurzarbeit. Zwar findet die IG Metall es richtig, dass die Unternehmen auch 2010 noch bis zu 18 Monate Kurzarbeit beantragen können. Es sei aber "empörend", dass die Regierung erwäge, der BA nur noch bis Ende 2010 die Übernahme der Sozialabgaben von Kurzarbeitern zu erlauben. Damit wüssten die Arbeitgeber nicht, welche Kosten 2011 auf sie zukämen, sagte Hofmann.

Hintergrund der Bemerkung ist auch, dass im Frühjahr die Tarifrunde ansteht. Die IG Metall will vor allem Jobs sichern, doch wird sie wohl auch Lohnerhöhungen durchsetzen wollen. Beides dürfte ihr umso schwerer fallen, je höher die Kosten aus der Kurzarbeit sind, mit denen die Firmen für 2011 rechnen müssen. Sind ihnen die zu hoch, könnte es doch noch zu Massenentlassungen kommen. "Die Tarifvertrags- und Betriebsparteien brauchen Klarheit und Sicherheit", sagte Hofmann. Deshalb müsse die BA auch 2011 noch die Sozialabgaben bei Kurzarbeit übernehmen.

Letzte Änderung: 01.12.2009