IG Metall Pressedienst 19/09

IG Metall

07.05.2009 Mehrzahl der Betriebe erhöht ab Mai die Entgelte um weitere 2,1 Prozent - Umfrageergebnis der IG Metall in den tarifgebundenen Betrieben

Die IG Metall Baden-Württemberg hat in den 27 Verwaltungsstellen im Bezirk nach dem Umgang mit der Tariferhöhung in den rund 750 tarifgebundenen Betrieben im Bezirk gefragt.

IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann: "Basierten bisherige Daten lediglich auf Spekulationen, steht nun fest, wie viele Betriebe diese Option wirklich nutzen wollen."
Demnach wird die im Mai anstehende zweite Stufe der Tariferhöhung in Höhe von 2,1 Prozent nur in etwa 20 Prozent der Betriebe komplett auf Dezember 2009 verschoben. Weitere 15 Prozent der Betriebe nutzen diese Option des laufenden Entgeltabkommens für einen kürzeren Zeitraum oder verrechnen die Erhöhung mit übertariflichen Bestandteilen. Damit widerspricht das Ergebnis der Befragung den aus dem Arbeitgeberlager kommenden spekulativen Äußerungen der letzten Wochen, wonach über 70 Prozent der Betriebe die Tariferhöhung erst mit Verspätung zahlen würden.

Hofmann: "Das zeigt, es ist eine Option im Tarifvertrag, die durchaus genutzt wird. Wenn aber etwa zwei Drittel der Betriebe die Option nicht nutzen, kann man davon ausgehen, das die Option lediglich im durchaus nachvollziehbaren Rahmen der gegenwärtigen Situation genutzt wurde."
In 38 Prozent der befragten Betriebe zeigten die Unternehmens-leitungen kein Interesse an einer Verschiebung. In weiteren 27 Prozent der Betriebe erklärte der Betriebsrat einseitig, dass er keiner Verschiebung zustimme oder führten Verhandlungen um eine Verschiebung zu keinem Ergebnis.

Soweit es zu einer Verschiebung kommt, wurden in der Regel Gegenleistungen der Arbeitgeber vereinbart. So wurden bei fast der Hälfte (49 Prozent) dieser Vereinbarungen im Gegenzug betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Weiter wurde die Zahl der Ausbildungsplätze und die Übernahme der Auszubildenden vereinbart.
Hofmann: "Damit sind die Arbeitnehmervertreter unserer Empfehlung gefolgt und haben nicht einfach den Forderungen der Arbeitgeber nach Verschiebung der Tariferhöhung nachgegeben. Dort, wo Vereinbarungen geschlossen wurden, finden sich beide Seiten in der Vereinbarung wieder. Alles andere würde auch dem Charakter des Tarifvertrages widersprechen."

Die erste Stufe der Erhöhung um 2,1 Prozent erfolgte im Februar dieses Jahres zwingend. Die zweite Stufe der Erhöhung auf insgesamt 4,2% für das Jahr 2009 erfolgt im Mai, kann aber durch freiwillige Betriebsvereinbarung bis Dezember verschoben werden. Vereinbarungen über eine Verschiebung mussten bis 30. April geschlossen werden.

Gefragt wurden die Betriebe außerdem, ob sie zur Überbrückung der Krisenmonate auf Kurzarbeit oder die Anwendung des Beschäftigungssicherungstarifvertrages setzen würden. Hier haben 61 Prozent der Betriebe angegeben, Kurzarbeit zu nutzen, 11 Prozent nutzen den Beschäftigungssicherungstarifvertrag.
Trotz der Krise sagen 33 Prozent der Betriebe, sie würden auch in diesem Jahr alle Auszubildenden unbefristet übernehmen. 57 Prozent geben eine zumindest befristete Übernahme an.
Außerdem ergab die Umfrage, dass 13 Prozent der Betriebe in den ersten Krisenmonaten bereits Entlassungen angekündigt oder ausgesprochen haben. Hofmann: "Diese Zahl ist leider steigend. Hier sind alle Beteiligten gefordert, massiv entgegenzuhalten."

Letzte Änderung: 07.05.2009