IG Metall will raschen Tarifabschluss

IG Metall Interview

06.10.2008 Interview mit dem IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann und der Nachrichtenagentur ap - 3. Oktober 2008 - Das Gespräch führte Oliver Schmale

Die IG Metall hat die Arbeitgeber zu einem raschen Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie aufgefordert. Spätestens bis Anfang November müsse eine Einigung erzielt werden, bis dahin sei der Gesprächsstoff dann genügend diskutiert, sagte der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann der Nachrichtenagentur AP. Hofmann warnte die Arbeitgeber vor einer Verzögerung der Tarifgespräche in Deutschlands Schlüsselindustrie mit 3,6 Millionen Beschäftigten.

Hofmann sagte, wenn Anfang November kein Abschluss in Sicht sei, werde sich der Ton in der Tarifrunde verschärfen. Massive Warnstreiks seien die Folge: "Wenn wir aus der Friedenspflicht heraus und Warnstreiks in Gang sind, wird es jeden Tag schwieriger, ein Ergebnis zu finden."

Trotz der sich zuspitzenden Finanzmarktkrise und der abflauenden Konjunktur sieht die IG Metall keinen Grund für Zurückhaltung. Hofmann sagte, gerade der sich abschwächende Export mache es notwendig, den Blick auf das Inland und die Binnennachfrage zu lenken: "Das Wachstum in Deutschland wird über die Nachfrage im Inland stabilisiert."

Hofmann forderte die Arbeitgeber auf, bei der zweiten Verhandlungsrunde ein Angebot vorzulegen. Die Gewerkschaft verlangt für die Beschäftigten acht Prozent mehr Geld. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hatte dies als völlig überzogen zurückgewiesen.

Hofmann sagte, man habe zwar die höchste Forderung seit 16 Jahren aufgestellt, "aber dem gehen die höchsten Profite der Unternehmen seit 40 Jahren voran". Mit einer Umsatzrendite von über fünf Prozent in der Metall- und Elektroindustrie befinde sich die Branche auf einem Allzeithoch. Hofmann sagte, es gebe zwar vielerorts einen Rückgang bei den Auftragseingängen, "das ist aber ein Abflauen auf Normalmass".

Der Leiter des möglichen Pilot-Tarifbezirks bekräftigte: "Wir brauchen eine ordentliche Lohnerhöhung, um die Einkommen der Beschäftigten zu stabilisieren." Die Entgelterhöhung müsse den Beschäftigten vor Weihnachten zukommen.

Hofmann ließ offen, in welchem Tarifbezirk der Abschluss ausgehandelt werden soll. Bei der aktuellen Tarifrunde gebe es eine andere Ausgangssituation. Diesmal gebe es kein Süd-Nord-Gefälle in der Wirtschaftskraft. "Es gibt eine ausgeglichene wirtschaftliche Situation in allen Bundesländern."

Der Pilotabschluss wird aller Voraussicht in einem der beiden einflussreichsten Bezirke Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen erzielt. Der letzte Abschluss mit in zwei Stufen 4,1 und 1,7 Prozent mehr Geld trägt Hofmanns Unterschrift.

Letzte Änderung: 06.10.2008