IG Metall gegen Altersteilzeitregelung..

IG Metall Interview

12.03.2008 ... zulasten der Beschäftigten - dpa-Interview - Drei Fragen, drei Antworten - 12. März 2008 - Gespräch: Julia Giertz

Die Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg will an diesem Mittwoch ihr Vorgehen in Sachen Altersteilzeit festlegen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob wie im IG Metall-Bezirk Osnabrück-Emsland die entsprechenden Tarifverträge gekündigt werden.

Baden-Württembergs IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann rechnet im dpa-Interview Drei Fragen, drei Antworten mit Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu einer möglichen Folgeregelung für die knapp 800 000 Beschäftigten der Branche in der zweiten Aprilhälfte.

Warum muss sich die Große Tarifkommission mit dem Thema Altersteilzeit beschäftigten?

Hofmann: Die im Altersteilzeitgesetz verankerte Förderung des vorzeitigen Ausstiegs aus dem Erwerbsleben durch die Bundesagentur für Arbeit läuft Ende 2009 aus. Unsere Tarifverträge sind an die Förderung gekoppelt. Wir brauchen eine Folgelösung, wenn wir das Modell der Altersteilzeit als einen Weg erhalten wollen, vor dem Erreichen des gesetzlichen Rentenalters aus dem Beruf aussteigen zu können. Auch die Arbeitgeber brauchen eine neue Regelung. Für sie ist das Modell ein wichtiges Instrument zur längerfristigen Personalplanung. Aber eine Neuregelung, die rein zulasten der Beschäftigten geht, kann und wird es nicht geben.

Zudem schieben wir seit Jahren eine Bugwelle von Jugendlichen vor uns her, die noch keine Ausbildung antreten konnten. Stellen werden in aller Regel nur dann mit Jüngeren besetzt werden, wenn Ältere eine Chance haben, auszusteigen. Fällt das Modell Altersteilzeit weg, hat das auch direkte Konsequenzen auf die Zahl der Ausbildungsplätze in den Betrieben.

Wie viele Menschen erreichen in Ihrer Branche überhaupt das gesetzliche Rentenalter von 65 Jahren?

Hofmann: Das durchschnittliche Rentenalter in der baden- württembergischen Metall- und Elektroindustrie liegt bei etwas über 60 Jahren, also weit weg vom bisher frühesten Rentenzugangsalter von 63 Jahren. Der Grund ist ganz schlicht bei den herrschenden Arbeitsbedingungen zu suchen. Viele Tätigkeiten in der Branche sind so gestaltet, dass ein Arbeiten bis zu Rente oder auch nur bis zum frühest möglichen Zugang mit entsprechenden Abschlägen nicht möglich ist. Für diese Menschen brauchen wir auch in Zukunft Ausstiegsmöglichkeiten wie z.B. die Altersteilzeit.

Welche Rentenabschläge müsste ein Metaller hinnehmen, wenn er ganz ohne Tarifvertrag zum bisherigen Durchschnittsalter in Rente gehen wollte?

Hofmann: Fällt der Tarifvertrag ohne Folgeregelung weg, müssten Beschäftigte, die früher aus dem Job müssen oder wollen, Rentenabschläge von bis zu 14,4 Prozent in Kauf nehmen. Bei einer durchschnittlichen Nettorente von etwas über 1000 Euro nach 40 Versicherungsjahren bedeutet das ein Rentenniveau auf Höhe des Existenzminimums. Das ist doch keine Perspektive für Menschen, die sich ein Leben lang krummgelegt haben.

Letzte Änderung: 16.04.2008