IG Metall Pressedienst 05/08

IG Metall Pressedienst

28.02.2008 Es brodelt gewaltig im Kfz-Handwerk in Baden-Württemberg

Einen Tag vor Auslaufen der Tarifverträge für das baden-württembergische Kfz-Handwerk hat die IG Metall ihre Kritik an den Arbeitgebern verschärft. "Bei den Arbeitgebern herrscht ein völliges Kuddelmuddel. Viele begreifen wohl erst jetzt so langsam, was sie mit ihrem eingeschlagenen Crash-Kurs angerichtet haben. Aber scheinbar wollen die Arbeitgeber den Krach in den Betrieben", kommentiert Sabine Zach, Bezirkssekretärin der IG Metall und zuständig für das Kfz-Handwerk, die aktuelle Tarifsituation heute in Stuttgart.

Ein an Lösungen orientiertes Vorgehen sehe anders aus. Die Arbeitgeber hätten durch die Kündigung sämtlicher Tarifverträge für die Branche im letzten Herbst eine Eskalation von ungeahntem Ausmaß provoziert "und wissen jetzt anscheinend nicht, wie sie den angerichteten Scherbenhaufen wieder zusammenkehren sollen".
Der Streit hatte sich im Frühjahr 2007 entzündet, als der Kfz-Landesinnungsverband seine Tarifzuständigkeit aufgegeben hatte. Kurze Zeit später wurde von den Arbeitgebern eine neue Tarifgemeinschaft gegründet. Im November 2007 wurden dann von Arbeitgeberseite sämtliche Tarifverträge der Branche gekündigt. Somit laufen die Tarifverträge am 29. Februar 2008 aus und befinden sich dann nur noch in der Nachwirkung.

Gleichzeitig steht für die rund 54 000 Beschäftigten der Branche im Südwesten eine Tarifrunde um höhere Entgelte an. Die IG Metall fordert 5 Prozent mehr Geld und die Fortgeltung der bislang geltenden Tarifbestimmungen.
"Die Forderung ist absolut berechtigt", so Zach. Sie verweist dabei auf die verbesserte Branchensituation, die auch von Arbeitgeberseite für 2008 prognostiziert wird. "Die Beschäftigten in den Werkstätten liefern jeden Tag 1a Qualität ab. Dafür müssen sie auch anständig bezahlt werden. Notfalls treten wir mit unserer Forderung auch einzelbetrieblich an".

Aufgrund der undurchsichtigen Situation bei den Arbeitgebern wurden die Forderungen sowohl an den Innungsverband, die Tarifgemeinschaft und die einzelnen tarifgebundenen Betriebe gestellt. Einen Termin für erste Gespräche auf bezirklicher Ebene gibt es noch nicht.

Für eine Auseinandersetzung fühlt sich die IG Metall unterdessen gut gewappnet. "Seit die Arbeitgeber ihren Crash-Kurs eingeschlagen haben, konnten wir gut 2.000 neue Mitglieder begrüßen, in einer Branche, in der wir traditionell gut organisiert sind", sagt Zach.
Kommen keine Signale und keine Bewegung auf Arbeitgeberseite zustande, drohe eine "Auseinandersetzung die sich gewaschen hat", kündigt Sabine Zach an. Die Beschäftigten seien "richtig sauer" und "es brodelt kräftig in den Betrieben". Wenn die Arbeitgeber nicht bald zur Vernunft kämen, würden die Beschäftigten zeigen, was sie von dieser Halsstarrigkeit halten, so die Gewerkschaftssekretärin weiter. Betriebliche Aktionen seien dann "sehr wahrscheinlich".

Die IG Metall Baden-Württemberg arbeitet derzeit außerdem an einem "Schwarzbuch", in dem die Betriebe genannt werden sollen, die sich nicht an Tarifverträge halten. Es soll Mitte März der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Letzte Änderung: 15.08.2008