Beriebsräte sehen Hochkonjunktur

IG Metall - Pressemitteilung

31.07.2018 IG Metall-Umfrage: Betriebsräte im Südwesten sehen anhaltende Hochkonjunktur - Umgang mit Leiharbeit bietet Konfliktpotenzial - Stimmungsbarometer - Pressemitteilung 48/2018

Stuttgart. Betriebsräte der IG Metall-Branchen erwarten eine Fortsetzung der Hochkonjunktur. Nach einer Umfrage der IG Metall Baden-Württemberg befinden sich die Betriebe im Sommer 2018 in einer guten bis sehr guten Verfassung. Die überwiegende Mehrheit schätzt die wirtschaftliche Lage als sehr gut (24,8 Prozent) beziehungsweise gut (37,2 Prozent) ein, weitere knapp 20 Prozent vergeben das Urteil "normal". Nur knapp 18 Prozent sehen die Lage als schlecht an.

Für einen weiter guten Jahresverlauf sprechen die Auftragseingänge: In mehr als jedem zweiten Betrieb wird der aktuelle Stand als "sehr gut" oder "gut" bezeichnet. Nur jeder fünfte Betrieb bewertet die Auftragseingänge negativ; jeder vierte sieht eine normale Entwicklung. Für 2019 erwartet eine Mehrheit auf Grundlage der guten Lageeinschätzungen eine gleichbleibende Entwicklung (61,4 Prozent) und damit eine Fortsetzung des guten Konjunkturverlaufs. "Die Unternehmen verfügen über ein gutes Auftragspolster. Die Orderbücher füllen sich weiterhin und Sonderschichten sind an der Tagesordnung", sagt Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg.

Durch die guten wirtschaftlichen Aussichten sind auch die Beschäftigungsperspektiven gut, Konfliktpotential bietet aus Sicht vieler Betriebsräte allerdings die Leiharbeit. Unternehmen begründen Leiharbeit oftmals mit vorübergehenden Produktionsspitzen. Viele Betriebsräte beobachten hingegen, dass Leiharbeiter auch bei gewöhnlichem Geschäftsverlauf eingesetzt werden. Dies führt regelmäßig zu Konflikten.

Zitzelsberger: "Auf Leiharbeit lässt sich keine kluge Unternehmensstrategie aufbauen. Die Arbeitgeber sollten sich insbesondere in guten wirtschaftlichen Zeiten auf nachhaltigere Personalstrategien konzentrieren und mehr Beschäftigte fest einstellen."

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind in Baden-Württemberg rund 132.000 Leiharbeiter tätig.[1] Der Anteil an allen Beschäftigten im Südwesten liegt bei 2,5 Prozent. Allerdings nutzen die Betriebe Leiharbeit nach der IG Metall-Umfrage sehr unterschiedlich: In jedem fünften Betrieb gibt es überhaupt keine Leiharbeit. In nahezu jedem zweiten Betrieb (45 Prozent) liegt der Anteil zwischen einem und vier Prozent an der Gesamtbelegschaft. In weiteren 18,4 Prozent beträgt der Anteil zwischen fünf und acht Prozent, 13 Prozent der befragten Betriebe haben Leiharbeitsquoten zwischen 9 und 16 Prozent. In jedem sechsten Betrieb ist überdies ein Anstieg von Werkverträgen festzustellen.

Mit Blick auf die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verabredete Novellierung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) betonen die Betriebsräte, Leiharbeiter dürften nicht als "Arbeitnehmer zweiter Klasse" behandelt werden. Wichtige Aspekte aus Sicht der Betriebsräte sind: Kurze Einsatzdauer, keine Beschäftigung auf Dauerarbeitsplätzen, bessere Übernahmemöglichkeiten in die Stammbelegschaft sowie bessere Bezahlung. Trotz des 2012 erstmals abgeschlossenen Tarifvertrags Leih-/Zeitarbeit, Branchenzuschlägen für Leihbeschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie sowie zahlreichen betrieblichen Vereinbarungen zu "Equal Pay" sehen viele Betriebsräte das Thema Leiharbeit weiter kritisch. Daran hat auch die AÜG-Reform 2017 wenig geändert.

Neben eigenen Aktivitäten in den Betrieben sieht die IG Metall die Politik in Bund und Land in der Pflicht. Zitzelsberger: "Die beste Leiharbeit ist die, die gar nicht stattfindet. Wenn das nicht gelingt, geht es ums Begrenzen und Gestalten. Gute Arbeit statt Leiharbeit ist unser Auftrag. Aber auch die Politik steht in der Pflicht, prekäre Beschäftigung zurückzudrängen."

Das sogenannte Stimmungsbarometer der IG Metall Baden-Württemberg erfasst regelmäßig Einschätzungen zur wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Lage der Betriebe im Land. Dazu befragt die IG Metall Betriebsräte im gesamten Organisationsbereich der Gewerkschaft. Mehr als 130 Antworten sind in die aktuellen Einschätzungen eingeflossen.

[1] BA-Statistik vom 20. Juli 2018 für Ende 2017

Anlage: Foliensatz

Anhang:

Stimmungsbarometer - Leiharbeit

Stimmungsbarometer - Leiharbeit

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Letzte Änderung: 01.08.2018