IG Metall Pressemitteilung 49/2015

IG Metall - Pressemitteilung

07.10.2015 Welttag für menschenwürdige Arbeit: IG Metall Baden-Württemberg macht gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse mobil

Stuttgart. Die IG Metall Baden-Württemberg hat am heutigen Welttag für menschenwürdige Arbeit erneut gegen den Missbrauch von Werkverträgen protestiert. Dazu haben Metallerinnen und Metaller in mehreren Dutzend Betrieben in ganz Baden-Württemberg Flugblätter und Aktionszeitungen verteilt, an Info-Ständen in Fußgängerzonen und auf öffentlichen Plätzen über den Missbrauch von Werkverträgen informiert sowie Unterschriften dagegen gesammelt. Nach dem Aktionstag bei Automobilherstellern vor zwei Wochen waren in die heutigen Proteste auch Beschäftigte aus anderen Branchen eingebunden, darunter zahlreiche Zulieferer und Maschinenbauer.

"Fremdvergaben von Tätigkeiten über Werkverträge stehen in baden-württembergischen Betrieben auf der Tagesordnung und führen regelmäßig zum Ersatz von Stammarbeitsplätzen", sagte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall im Südwesten. "Die Leidtragenden sind die Werkvertragsbeschäftigten, die meist zu deutlich schlechteren Konditionen arbeiten müssen und den Unternehmen somit Kosten sparen und die Profite erhöhen. Ein solches Verhalten steht den Unternehmen in einem starken Industrie- und Exportland wie Baden-Württemberg nicht gut zu Gesicht."

IG Metall - Welttag

Nach einer aktuellen Umfrage unter Betriebsräten aus über 730 Betrieben im Südwesten werden in drei von vier Betrieben Arbeiten auf Grundlage von Werkverträgen ausgelagert. In jedem zweiten Betrieb, der Leiharbeiter einsetzt oder Arbeit an Werkvertragsbeschäftigte vergibt, wurden in den vergangenen drei Jahren Stammarbeitsplätze ersetzt. Ein Drittel der Fremdvergaben über Werkverträge betrifft den klassischen Produktionsbereich, gefolgt von Forschung und Entwicklung (28 Prozent), Montage (25 Prozent) und Logistik (23 Prozent).

Die IG Metall fordert die baden-württembergischen Unternehmen auf, Werkverträge nicht länger als Kostensenkungs-Instrument zu missbrauchen und nur solche Werkvertrags-Unternehmen zu beschäftigen, die sich an mit der IG Metall abgestimmte Mindeststandards halten. Von der Politik erwartet die Gewerkschaft, im Zuge des angekündigten Gesetzentwurfs zu Leiharbeit und Werkverträgen endlich klare Regeln zum Einsatz von Werkverträgen zu schaffen. Zudem sind weitergehende Informationsrechte sowie mehr Mitbestimmung des Betriebsrats bei Fremdvergaben vonnöten.

Die Problematik prekärer Beschäftigung wurde am heutigen, bundesweiten IG Metall-Aktionstag auf unterschiedliche Weise auch öffentlich dargestellt. Auf dem Pflaster am Heilbronner Kiliansplatz können Passanten noch bis 17 Uhr auf Initiative der Metall Heilbronn-Neckarsulm an einem "Workopoly-Spiel" teilnehmen. Dabei erfahren sie etwa, wie es um das Lohnniveau in der Stadt bestellt ist und können zu Themen wie Mindestlohn, Langzeitarbeitslosigkeit und Mitbestimmung Stellung nehmen. Die IG Metall Stuttgart lädt von 16 bis 18 Uhr gemeinsam mit Verdi und dem DGB Stadtverband zu einer Info-Veranstaltung samt Quiz und Spielen auf den Stuttgarter Marktplatz. In Pforzheim, Reutlingen und Esslingen laufen ebenfalls öffentliche Aktionen.

Letzte Änderung: 07.10.2015