Betriebsrätinnen zum Frauentag 2015

Monika Heim

13.03.2015 Immer am Ball bleiben - Der Internationale Frauentag ist mehr als nur ein Anlass zum Blumenschenken

Viel wichtiger ist es, faire Bezahlung und bessere Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen einzufordern. Das geht nicht ohne die aktiven Betriebsrätinnen der IG Metall in den Unternehmen.

Beim schwäbischen Unternehmen Festo in Esslingen ist der Internationale Frauentag seit rund 20 Jahren eine feste Institution. Der Betriebsratsausschuss "Arbeit und Familie" stellt jedes Jahr ein interessantes Programm auf die Beine. Diesmal gab es am Montag, 9. März, einen Marktplatz mit mehreren Ständen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto Wie vereinbar sind Familie und Beruf bei Festo?

"Eigentlich ist ja der 8. März der Internationale Frauentag", sagt Betriebsrätin Monika Heim. "Aber weil er dieses Jahr auf einen Sonntag fiel, haben wir unsere Veranstaltung einfach auf den ersten Werktag danach gelegt."

Home Office auf der Agenda

Ein Viertel der 4000 Festo-Beschäftigten sind Frauen. Der Betriebsrat kümmert sich nicht nur am Frauentag um das Thema Vereinbarkeit, sondern will langfristig etwas verändern. "Im Betriebsrat haben wir dieses Jahr das Thema Home Office und Telearbeit auf der Agenda", sagt Heim. Für Tarifangestellte sind diese Formen flexibler Arbeit bisher schwer durchzusetzen. Umso mehr ein Grund für die Interessenvertreter, da hartnäckig am Ball zu bleiben.

Auch am Thema fairer Bezahlung ist der Festo-Betriebsrat seit längerem dran. Dazu hatte der Betriebsrat schon vor vier Jahren eine Erhebung durchgeführt und dafür 2012 den Betriebsrätepreis verliehen bekommen. Für den Betriebsratsausschuss ist es jetzt Zeit, die Befragung zu wiederholen. "Wir wollen schauen, was sich getan hat und ob sich die Situation verbessert hat." Seit der Erhebung hat sich manches im Unternehmen zum Besseren verändert. Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter in technischen Berufen kommen Frauen nun öfter zum Zuge. Seit einigen Jahren gibt es bei Festo auch ein Stipendium für weibliche Studierende im Fach Elektrotechnik.

Vernetzung ist besonders wichtig

Die betriebliche Arbeit ist das eine. Genauso wichtig ist die Vernetzung mit Betriebsräten anderer Unternehmen. Wichtige Impulse kommen über den Frauenausschuss der IG Metall Esslingen, in dem aktive Metallerinnen aus den Betrieben organisiert sind. Der Frauenausschuss organisiert mehrere Veranstaltungen im Jahr wie Seminare, Kulturveranstaltungen und Beteiligungen an Aktionen wie zum Beispiel zum Equal Pay Day am 20. März.

Beim Equal Pay Day geht es darum, die Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen deutlich zu machen. Kalendarisch umgerechnet haben Frauen erst am 20. März so viel verdient, wie Männer am Ende des Vorjahres. Damit ist der 20. März der Tag, an dem Frauen statistisch gesehen den Entgeltnachteil gegenüber Männern einholen. Es muss sich noch viel ändern, um die Arbeitsbedingungen von Frauen zu verbessern, die den täglichen Spagat zwischen Arbeit und Privatleben schaffen müssen. Dazu brauchen sie flexible Arbeitszeiten, faires Entgelt und gute berufliche Entwicklungsperspektiven. "Je mehr Frauen bei uns mitmachen, desto schneller kommen wir voran", sagt Heike Diesing von der IG Metall Esslingen.

IG Metall - Internationaler Frauentag

Bei Ford in Köln wurde der Internationale Frauentag ganz klassisch begangen. Die IG Metall-Mitglieder des Betriebsrates verteilten am Montag rote Rosen an die weibliche Belegschaft. Laut der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Katharina von Hebel kommt das immer gut an und ist ein netter Anlass, um miteinander ins Gespräch zu kommen. "Gerade die Männer in unserem Betriebsratsgremium lassen sich das nicht nehmen, die Blumen zu verteilen."

Gute Tarifverträge

Beim Tarifentgelt sieht Betriebsrätin von Hebel bei Ford keine Benachteiligung von Frauen. "Wir haben gute Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen. Es ist eher auf der mittleren Führungsebene so, dass man genau schauen muss, ob Frauen genauso viel verdienen wie Männer", sagt von Hebel. Grundsätzlich findet sie, dass Frauen ihre Entwicklungsplanung selbst aktiv betreiben müssen. Ohne eigenes Netzwerk läuft wenig. Von Hebel möchte auch das Interesse von weiblichen Beschäftigten für Betriebsratsarbeit und die Arbeit der Vertrauensleute fördern. Frauen gibt sie den Rat, in den Arbeitnehmervertretungen bei den klassischen Themen Entgelt und Personalplanung mitzumischen und Machtanspruch anzumelden. Keinesfalls sollte man sich auf die sogenannten weichen Frauenthemen reduzieren lassen.

Beate Ueckert ist die Betriebsratsvorsitzende bei Bugatti Textilunternehmen in Herford. Die gestandene Betriebsrätin sorgt dafür, dass Frauenförderung bei dem Herforder Textilunternehmen läuft. "Wir haben einen hohen Frauenanteil im Betrieb und setzen uns beispielsweise dafür ein, dass die Beschäftigten sich weiter qualifizieren können."
Wer hier eine Ausbildung durchlaufen hat, bekommt einen Lehrgang, manche auch einen Auslandseinsatz, denn Bugatti ist international vernetzt. Sorgen macht Beate Ueckert der demografische Wandel, der sich auch im Betrieb bemerkbar macht. Fast ein Drittel der Belegschaft ist über 55. Da ist abzusehen, dass in den nächsten Jahren viel Fachwissen den Betrieb verlässt.

Auch bei ihr sind es nur noch wenige Jahre bis zum Ruhestand. Deshalb denkt sie jetzt intensiv darüber nach, wie die Nachfolge geregelt werden kann. Ihr Motto könnte zum Internationalen Frauentag nicht passender sein: "Zusammenhalten und sich gegenseitig den Rücken stärken".

Letzte Änderung: 13.03.2015