IG Metall Pressedienst 71/2012

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05.11.2012 IG Metall weist Forderungen von Südwestmetall zurück - Bezirksleiter Hofmann: "Kein Rütteln an der Alterssicherung"

Die IG Metall Baden-Württemberg erteilt jüngsten Forderungen des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall eine klare Absage.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann: "Statt sich Gedanken zu machen, wie Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass auch ältere Beschäftigte ihre Leistung bringen können, wollen die Arbeitgeber den Schutz älterer Beschäftigter lockern. Eine Antwort auf den demographischen Wandel die uns nach vorne bringt, ist das nicht."

Kompetenzen und Leistungsprofile sinnvoll einsetzen

Hofmann weiter: "Gerade die besondere Sicherung älterer Beschäftigter ist ein Hebel dafür, dass sich Arbeitgeber damit beschäftigen müssen, wie man Arbeit lebensphasengerecht gestaltet, um ältere Fachkräfte zu halten. Doch statt einer Arbeitsorganisation, die die Kompetenzen und Leistungsprofile gerade älterer Menschen sinnvoll einsetzt, wird aussortiert und werden Ältere aufs Abstellgleis gestellt. Dagegen steht der besondere Schutz älterer Beschäftigter. Wir wären mit dem Klammerbeutel gepudert, hier Abstriche zu machen."

Südwestmetallchef Stefan Wolf hatte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa die Tarifregelungen zum Kündigungsschutz sowie die Verdienstsicherung älterer Mitarbeiter als nicht mehr in die Zeit passend bezeichnet und forderte, diese zu überdenken.

Jörg Hofmann

Breite Anwendung der Altersteilzeit

Zur Aussage Wolf`s, die Erwerbstätigkeit älterer Beschäftigter über 60 habe sich seit 2000 verdoppelt, sagte Hofmann: "Diese Verdoppelung ist vor allem der breiten Anwendung der Altersteilzeit in den Betrieben geschuldet. Sie lässt die Beschäftigten weiter im Status Erwerbstätig, auch wenn sie sich in der Freistellungsphase befinden. An der Zahl derer, die mit über 60 im Betrieb noch arbeiten, hat sich faktisch nichts verändert."

Hofmann kritisierte zudem Wolf's Aussagen über eine angeblich weitgehende Berücksichtigung der Situation Älterer in der betrieblichen Personalpolitik als Schönfärberei und verwies auf die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der IG Metall, nach der nur jeder dritte Betrieb die Situation älterer Beschäftigter überhaupt berücksichtigt. "Wir tun uns keinen Gefallen, hier ein Schlaraffenland zu malen, das nichts mit Realitäten zu tun hat, nur um vom notwendigen Handeln abzulenken."

Gesprächsverpflichtung vereinbart

Er verwies auf die Gesprächsverpflichtung zu Fragen der demographischen Entwicklung, die die Tarifparteien im Frühjahr 2012 im Zuge der Tarifverhandlungen vereinbart haben. "Ich will Lösungen für eine lebensphasengerechte Arbeitswelt von morgen, die Antworten gibt auf ältere Belegschaftsstrukturen bei gleichzeitig wachsenden Anforderungen einer innovationsgetriebenen Industrie. Olle Kamellen, wie der angeblich zu gute Kündigungsschutz, bringen uns keinen Schritt weiter. Sie werden von den Arbeitgebern immer aus der Schublade gezaubert, wenn sie in der Sache blankziehen müssen."

Verdienstsicherung und Kündigungsschutz für Ältere 1973 erstritten

Die IG Metall hat die Verdienstsicherung und den Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer 1973 mit einem Arbeitskampf in der Metall- und Elektroindustrie im damaligen Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden erstritten. Entsprechende Regelungen finden sichzwischenzeitlich in nahezu allen Tarifverträgen.

Demnach darf älteren Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie des Landes ab dem vollendeten 53. Lebensjahr nicht mehr gekündigt werden. Ihr Entgelt darf ab dem 54. Lebensjahr nicht gemindert werden. Können Beschäftigte aus dieser Altersgruppe den bisherigen regelmäßigen Monatsverdienst nicht mehr erzielen, da sie zum Beispiel aus Alters- oder Gesundheitsgründen aus dem Schichtbetrieb gehen müssen, muss ihnen der Arbeitgeber einen Ausgleichsbetrag zahlen.

Hofmann: "Der Alterskündigungsschutz und die Altersverdienstsicherung sind gewerkschaftliche Errungenschaften, die es älteren Menschen ermöglichen in Würde bis zur Rente in den Betrieben zu bleiben. Herr Wolf bezweckt das Gegenteil: Ältere sollen zur beliebigen Manövriermasse werden. Mit sozialer Verantwortung von Arbeitgebern für ihre Beschäftigten haben diese Ansichten wenig zu tun."

Letzte Änderung: 06.11.2012