Versorgt oder unversorgte Jugendliche?

04.05.2005 Nachfolgen Pressemitteilung des BIBB vom 14.04.2004 "Auch "versorgte" Jugendliche sind oft "unversorgt": Warum die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden höher liegt als bisher angenommen"

Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen wird seit einigen Jahren stark unterschätzt: So sind zu den 617.556 Jugendlichen, die - laut Statistik für 2004 - einen betrieblichen Ausbildungsplatz suchten, mindestens noch einmal 109.500 erfolglose Lehrstellensucher/innen hinzuzurechnen. Ursache für die Unterschätzung sind die chronischen Engpässe auf dem Ausbildungsstellenmarkt: Im Vergleich zum Beginn der 90er Jahre sind die Chancen der Bewerber/innen auf eine Lehrstelle stark gesunken. Weil sie nicht arbeitslos sein möchten, steigen sie notgedrungen in berufsvorbereitende Maßnahmen ein, besuchen wieder die Schule oder suchen sich einen Job. Doch damit verschwinden diese Jugendlichen aus der Statistik der noch nicht vermittelten Bewerber und zählen auch nicht mehr zu den Ausbildungsplatznachfragenden - selbst dann nicht, wenn sie weiterhin intensiv nach einer Lehrstelle suchen.

Auf dieses Problem wiesen Fachleute hin, die auf einer Tagung der "Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz" (AG BFN) das Thema "Der Ausbildungsmarkt und seine Einflussfaktoren" diskutierten. Die Tagungsbeiträge wurden jetzt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) veröffentlicht.

Die Fachleute plädierten nachdrücklich für eine Modernisierung der Statistik. Bislang werden in der offiziellen Bildungsstatistik nur diejenigen Jugendlichen als Lehrstellennachfragende registriert, die bei ihrer Ausbildungsplatzsuche erfolgreich waren (2004: 573.000) oder bis zum Ende des Jahres weder eine Lehre begannen noch in eine Alternative dazu einstiegen und damit weiter als "unversorgt" gelten (2004: 44.500). Bewerber/innen, die sich eine Alternative suchten (2004: 330.500), zählen nicht dazu.

In Zeiten, in denen den Jugendlichen noch ein ausreichendes Angebot an Ausbildungsplätzen zur Verfügung stand, machte diese Sichtweise Sinn. Denn wer eine Alternative zur Lehrstelle wählte, tat dies in der Regel freiwillig. Heute steigen Jugendliche aber vor allem auch deshalb in berufsvorbereitende Maßnahmen, in schulische Bildungsgänge oder in einen Job ein, um die Wartezeit bis zum Einstieg in eine Lehre zu überbrücken. Nach einer Untersuchung des BIBB und der Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl der Jugendlichen, die ihren alternativen Verbleib mit erfolglosen Bewerbungen in Verbindung brachten, im Jahr 2004 bei 173.800. Rund 109.500 von ihnen hatten sich mindestens zwanzigmal beworben.

Offiziell nicht mehr zu der Gruppe der unversorgt gebliebenen "Nachfragenden" zu gehören, hatte für diese Jugendlichen nicht nur statistische, sondern auch ganz persönliche Folgen. Denn sie gehörten damit auch nicht mehr zur originären Zielgruppe für die Nachvermittlungsaktion des Ausbildungspaktes: Diese konzentrierte sich nämlich ausschließlich auf diejenigen Bewerber/innen, die auf eigene Aktivitäten zur Aufnahme einer Überbrückungsmaßnahme verzichtet hatten und am Ende des Geschäftsjahres von der Bundesagentur für Arbeit betreut werden mussten.

Die Ergebnisse des Workshops "Der Ausbildungsmarkt und seine Einflussfaktoren. Ergebnisse des Experten-Workshops vom 1. und 2. Juli 2004 in Bonn" stehen kostenlos zur Verfügung

· als Online-Publikation im Internet unter www.bibb.de/de/17494.htm
· als Print-Publikation, zu bestellen beim Bundesinstitut für Berufsbildung, A 1.2 VÖ/Vertrieb, Robert-Schuman-Platz 3, 53175 Bonn, Tel.: 0228/107-1716 od. 1717, Fax.: 0228/107-2967, E-Mail: Vertrieb@bibb.de

Letzte Änderung: 26.04.2008