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24.02.2005 Neue Arbeitszeitregelung für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg

In der 11. Verhandlungsrunde am 24. 2. 2005 kamen die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie des Südwestens zu einem Verhandlungsergebnis.

Die neue Vereinbarung regelt die Einrichtung, Gestaltung und Insolvenzsicherung neuer Formen der Arbeitszeitgestaltung. In Zukunft können in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie auf Basis freiwilliger Betriebsvereinbarungen flexible Arbeitszeitkonten und individuelle Langzeitkonten eingeführt werden.

Die flexiblen Arbeitszeitkonten dienen dem Ausgleich betrieblicher Auslastungsschwankungen und damit der Stabilisierung der Beschäftigung im Betrieb.

Die Langzeitkonten dienen der persönlichen Lebensarbeitszeitplanung der Beschäftigten. Damit können sich Beschäftigte tarifliche Ansprüche auf Freistellung etwa für persönliche Qualifizierung, oder für ein früheres Ausscheiden aus dem Arbeitsleben erwerben.

Geregelt wurde zwischen den Tarifvertragsparteien auch die Insolvenzsicherung dieser Zeitguthaben.

Der Bezirksleiter der IG Metall, Jörg Hofmann bewertet das Verhandlungsergebnis als Erfolg für mehr Beschäftigungssicherheit in den Betrieben. "Die Lösung von Beschäftigungsproblemen liegt nicht in der Arbeitszeitverlängerung. Das nun gefundene Verhandlungsergebnis zielt auf intelligente Formen flexibler Arbeitszeitgestaltung zur Stabilisierung von Beschäftigung in den Betrieben."

Dort, wo in den Betrieben heute schon flexible Arbeitszeitkonten praktiziert werden, haben diese in den vergangenen schwierigen Krisenjahren 2002 und 2003 zu einer deutlichen Stabilisierung von Beschäftigung geführt. Bezirksleiter Hofmann ist sich sicher: "Atmende Zeitkonten im Betrieb sind allemal besser als Entlassungen. Mit dem Verhandlungsergebnis geben wir für diese intelligente Form des Zeitmanagements Rechtssicherheit für Arbeitgeber und Beschäftigte."

Die Option von Langzeitkonten eröffnet mehr individuelle Gestaltungsspielräume in der Lebensarbeitszeitgestaltung. Statt der Vergütung von Stunden können Beschäftigte in Zukunft wählen, diese Stunden in ein Langzeitkonto zu buchen. Hofmann sieht darin eine Chance, stärker individuelle Bedürfnisse der Beschäftigten zur Geltung zu bringen: "Verfügung über Zeit ist auch ein Stück Lebensqualität. Ob Qualifizierung, ob Elternzeit, ob früheres Ausscheiden aus dem Berufsleben - Langzeitkonten ermöglichen dies dem Beschäftigten bei Fortzahlung seiner Vergütung."

Mit dem nun gefundenen Verhandlungsergebnis wurde ein Verhandlungsauftrag erfüllt, den sich die Tarifvertragsparteien schon im Jahre 2000 gegeben haben. Damit wurde der Gestaltungsrahmen für Arbeitszeit im Betrieb deutlich reformiert - ein Beweis dass die Tarifvertragsparteien sehr wohl in der Lage sind, den Flächentarif fortzuentwickeln.

Die Tarifvertragsparteien haben sich im Verhandlungsergebnis verpflichtet, schon 2005 Gespräche über weitergehende Optionen differenzierter Ausstiegsmodelle aus dem Berufsleben Gespräche aufzunehmen. Die IG Metall sieht diese Thematik als Bestandteil einer weitergehenden Reformagenda der Tarifpolitik. Hofmann stellt hierzu fest:"Wir müssen uns der Herausforderung älterer Belegschaften stellen. Das gilt für die Arbeitszeitgestaltung, die Leistungsbedingungen, die Weiterbildung, aber auch für die Öffnung differenzierter Ausstiegsoptionen aus dem Arbeitsleben in die Rente. Dies ist, davon bin ich überzeugt, eine zentrale Herausforderung für die Tarifpolitik der nächsten Jahre."

Letzte Änderung: 25.04.2008