Demo in Tauberbischofsheim

17.02.2005 Viele Betriebe steigern ihre Gewinne auf Kosten der Beschäftigten durch Lohnkürzungen, längere Arbeitszeiten und Entlassungen. Die Arbeitgeberforderungen werden immer unmäßiger.

"Die Arbeitgeber glauben, sie könnten derzeit mit ihren Beschäftigten machen, was sie wollen", sagte Tauberbischofsheims IG Metall-Bevollmächtigter Wolfgang Breuer in der übervollen Festhalle am 16. Februar. Vor der Kundgebung waren die mehr als 700 Beschäftigten in einem Demonstrationszug durch die Innenstadt von Tauberbischofsheim gezogen.

In der Halle schilderten Betriebsräte von VS, Weinig und Braun, was derzeit in den Betrieben los ist. Oder, wie es im Flugblatt der IG Metall Tauberbischofsheim zu lesen ist: Die Arbeitgeber kommen mit immer dreisteren Forderungen daher: Verlängerung der Arbeitszeit ohne Bezahlung, Entlassungen, um die Profitgier zu befriedigen, Mehrarbeit ohne Bezahlung, Wegfall des Weihnachtsgeldes, Wegfall des Urlaubsgeldes, Kürzung von Lohn und Gehalt, usw. usw.

Birgit Schwickerath-Adam schilderte, wie beim Büro- und Schulmöbelhersteller VS nun bereits seit vier Jahren von den Beschäftigten Opfer verlangt werden. Beim Einkommen wirde gekürzt und gekürzt, 320 Beschäftigte wurden entlassen, ein Viertel der Belegschaft, und trotzdem, so Birgit Schwickerath-Adam, "stehen wir im vierten Jahr vor der gleichen Situation, der Standort ist nach wie vor nicht gesichert".

Bei Weinig stehen derzeit Verhandlungen über ein Konzept der Geschäftsleitung zur "Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit" an. Die Forderungen des Arbeitgebers liegen auf dem Tisch, so der Betriebsratsvorsitzende Klaus Wackenreuter: 40-Stunden-Woche ohne zusätzliche Bezahlung, 10 Stunden Mehrarbeit ohne Zuschläge, bei der ERA-Umsetzung Verbleib des ERA-Fonds beim Unternehmen und vieles mehr. 10 Millionen Euro will das Gewinne machende Unternehmen einsparen, 5 davon sollen die Beschäftigten aufbringen. Der Betriebsrat hat ein Gegenkonzept entwickelt, jetzt sollen die Verhandlungen beginnen.

Auch bei Braun, berichtete Wolfgang Breuer, steht die Drohung mit einer Produktionsverlagerung des mittleren Preissegments bei Elektrorasierern nach China. Dabei verzeichne Braun zweistellige Umsatzrenditen.

Uwe Hück, der Betriebsratsvorsitzende von Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen, forderte gegen diese Arbeitgeberforderungen die Solidarität aller Beschäftigten in diesem Land ein. "Eine Volkswirtschaft kann nicht betriebswirtschatlich geführt werden", sagte Hück und warnte die Arbeitgeber: "Die kriegen mit uns massiven Ärger, wenn das so weitergeht." Die soziale Verantwortung gehöre dazu. Hück: "Es ist beschämend mitanzusehen, wie Betriebe Subeventionen vom Staat bekommen, keine Steuern bezahlen und zugleich an der Börse Gewinne erzielen."

"Das Maß ist voll", so Wolfgang Breuers Fazit: "Die Beschäftigten sind nicht mehr bereit, ihren Lebensstandard immer weiter absenken zu lassen."

Letzte Änderung: 27.02.2008