Workshop des Gesamtbetriebsrats

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22.07.2008 Zukunft der Berufsbildung bei Bosch - Initiative des Betriebsrats mit Unterstützung der IG Metall

Auf Initiative des Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzenden Alfred Löckle und mit Unterstützung des zuständigen Bildungsverantwortlichen der IG Metall Bezirksleitung Baden Württemberg, Andreas Flach, haben sich am 16.07.08 die für Berufliche Bildung und Jugend zuständigen Betriebräte aller Standorte sowie alle Jugend- und Auszubildendenvertreter auf der Schillerhöhe zu einem Workshop "Zukunft der beruflichen Bildung bei Bosch" getroffen. Anlass dieses gemeinsamen Tages mit hochrangigen Vertretern aus Wissenschaft und Praxis ist die Sorge des Gesamtbetriebsrates (GBR), dass im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes des Nürnberger Arbeitgeberinstituts F-bb Versuche zur Modularisierung der betrieblichen Ausbildung bei Bosch angestellt werden, die sich mit den Anforderungen und Zielen der neugeordneten Metall- und Elektroberufe nicht vereinbaren lassen und deren Qualität beschädigen.

Professor Dr. Reinhold Nickolaus, der einen Lehrstuhl für Berufspädagogik an der Universität Stuttgart inne hat, legte in seiner Darstellung den Schwerpunkt auf die Zertifizierung von Teilqualifikationen.

Hintergrund sind Bestrebungen in Europa die bisher bei uns üblichen beruflichen Abschlussprüfungen aufzulösen und durch Modulprüfungen zu ersetzen. Nickolaus zeigte an konkreten Beispielen die Probleme einer glaubwürdigen Messung von Teil-Kompetenzen und bestritt, dass das Projekt EDGE aussagekräftige und wissenschaftlich haltbare Modulzertifikate zustande bringen wird. Bisher sei alles nur "Lyrik", die man nicht wirklich überprüfen könne, meinte der Stuttgarter Bildungsforscher, der gegenwärtig auch das deutsche Berufsbildungs-PISA vorbereitet.

Michael Ehrke von der Vorstandsverwaltung der IG Metall, ein bundes- und europaweit anerkannter Berufsbildungsexperte, stellte in seinem Beitrag den Zusammenhang zwischen einer zukunftsorientierten, ganzheitlichen Berufsbildung und der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens heraus. Die Modernisierung des dualen Systems sei ein ständiges Erfordernis. Die IG Metall sei bislang immer ein Treiber von Reformprozessen gewesen. Allerdings müsse auch Reform drin sein, wenn Reform drauf steht. Das sei heute nicht mehr selbstverständlich. Die Aufgabe des Berufsprinzips zum Beispiel oder die Auflösung einer ganzheitlichen und umfassenden Berufsausbildung in zertifizierte Module sei ein Rückschritt, der letztlich auch wirtschaftspolitische Folgen habe. Er warnte vor einer Bildungspolitik, die sich am angelsächsischen Muster des ständigen Anlernens und der Kurzeitbildung in Modulsystemen leiten lässt.

Die Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertreter haben die Bedeutung des Themas frühzeitig erkannt und wollen sich deshalb aktiv in den laufenden Prozess einmischen. Alfred Löckle formulierte für die Interessenvertretung bei Bosch die Aufgabe, das Thema berufliche Aus- und Weiterbildung noch stärker als bisher in den Fokus zu nehmen. Der KBR habe keine Zergliederung der Ausbildung in neue Teilqualifikationen oder Teilzertifikate im Auge, vielmehr ginge es ihm beim Modellversuch EDGE, was die Beteiligung von Bosch angeht, ausschließlich darum, die Bewertung der bestehenden Ausbildung bei Bosch nach einem internationalen Bewertungsmaßstab zu erproben. Die hohe Qualität der Ausbildung bei Bosch müsse erhalten und weiter gesteigert werden. Gleichzeitig müsse sie aber auch sowohl nach unten wie nach oben durchlässiger gemacht werden. Stichworte sind ausgewogene soziale Auswahlkriterien, duale Studiengänge und "Revolutionierung" des zweiten Bildungsweges. Der Workshop solle nach Auffassung des GBR/KBR Vorsitzenden: "die Auftaktveranstaltung für eine Bildungs- und Qualifizierungsoffensive der örtlichen Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertreter werden.

Letzte Änderung: 17.09.2008