Qualifizierung von MultiplikatorInnen

30.04.2007 Im Rahmen des Projekts "Transfer plus" wurde ein Baustein "Qualifizierung von MultiplikatorInnen und AusbilderInnen zur Unterstützung des Lernens in der Arbeit" entwickelt und erprobt.

Lernen ist in unseren Augen, wenn jeder für sich einmal Bilanz zieht, zugleich positiv und negativ besetzt. Befriedigt sind wir, wenn die Lösung einer Herausforderungen in der Arbeit, im Sport, beim Hobby, im Rahmen einer Funktion im Verein oder bei kleineren oder größeren Reparaturen im und am Haus bzw. in der Wohnung gut gelungen ist. Wir denken beim Thema "Lernen" jedoch oft zuallererst an Schule und erinnern uns dabei an Situationen, die mit Noten, Angst, Scham, Bloßstellen durch den Lehrer vor den anderen in der Klasse und auch mit Unterdrückung zu tun hatten. Solche Situationen wollen wir nie mehr erleben. Das haben wir uns zumindest geschworen.

Lernen hatte damals und hat bis hin zum heutigen Tag etwas zu tun mit der Abwehr einer Bedrohung nach dem Motto: "Ich bin gezwungen zu lernen, um Bedrohungen oder Beeinträchtigungen zu vermeiden. Ich kann dem ‚Lernen‘ nicht ausweichen." Begründet wird das Lernen mit dem Lösen und Überwinden von aktuellen Problemen. Die Gefahr besteht bei
dieser Orientierung darin, dass durch die Konzentration auf ein "Hier- und Jetzt-Problem" die Probleme sich immer wiederholen können und im Prinzip auch werden. Viele Beispiele, vielleicht auch in Ihrem Betrieb, zeigen, es ist ein Drehen um die eigene Achse, die Katze beißt
sich in den eigenen Schwanz - nichts ändert sich.

Letztendlich führen unsere umfassenden Lernerfahrungen eigentlich zu Lernwiderständen bis hin zur Lernverweigerung. Warum? Weil "ich" auf Grund des bisher Erlebten keine Begründung für das Lernen habe und für mich keine Bedeutung sehe in dem, was ich lernen soll. Verstärkt wird es dadurch, dass von außen an mich die Inhalte des Lernens, also was
ich lernen soll, herangetragen werden. Die Lehrplankommission, der Lehrer, die Firma, der Markt sagen, was zu lernen ist. Hinzu kommt folgendes: Bei jeder Aufforderung doch endlich einmal zu lernen, kommen die Bilder aus der Vergangenheit wieder hoch und man wägt ab, welche Risiken und Vorteile vorhanden sind.

Im Übrigen sind von den geschilderten Problemen alle betroffen: die Beschäftigten wie die Führungskräfte.

Im Rahmen des Bausteins "Qualifizierung von Multiplikatorinnen/Multiplikatoren und Ausbilderinnen/Ausbildern zur Unterstützung des Lernens im Prozess der Arbeit" geht es unter anderem um folgende Fragestellungen:

Welche Lernsituationen gibt es bei uns im Betrieb? Was beobachten und erleben wir dabei?

Welche positiven und weniger erfreulichen Erfahrungen machten wir bisher allgemein beim Lernen im Betrieb? Was sind unsere persönlichen Lernerfahrungen?

Welche Lernwiderstände begegneten uns? Woher kommen sie? Welche Rolle spielen Lern- und Arbeitserfahrung?

Wie gingen wir bisher vor? An welchen Vorbildern orientieren wir uns?

Welche Vorstellung von Lernen steckt dahinter? Welche Lernmodelle gibt es?

Kann man aus Fehlern lernen? Was für ein Klima und welche Kultur ist dafür notwendige Voraussetzung?

Was hat Vertrauen, gegenseitige Unterstützung und Offenheit mit Lernen als Beitrag zur persönlichen Entwicklung zu tun?

Wie gestaltet man einen Lernprozess inhaltlich und methodisch? Welche Rahmenbedingungen unterstützen Lernen? Was braucht man dazu?

Wir probieren’s einfach mal aus!

Letzte Änderung: 26.04.2008