Zwischenergebnis Transfer plus

30.04.2007 Im Modellversuch "Transfer plus" geht es um die Förderung des Transfers von bereits erprobten Berufsbildungsinnovationen in die betriebliche Weiterbildungspraxis von Klein- und Mittelbetrieben.

Der Modellversuch mit dem Kurztitel "Transfer plus" beschäftigt sich mit der Entwicklung und Erprobung eines Konzepts mit Instrumenten zur Förderung des Transfers von bereits erprobten Berufsbildungsinnovationen in die betriebliche Weiterbildungspraxis von Klein- und Mittelbetrieben. Das "Transfer plus-Konzept" verfolgt einen Nachfrage erzeugenden Ansatz, dem als Ausgangspunkt die These zugrunde liegt, dass Berufsbildung derzeit Teil einer den betrieblichen Entwicklungen eher nacheilenden Personalentwicklung ist und dass der Transfer von Berufsbildungsinnovationen wesentlich vom Aufbau einer strategischen Personalentwicklung abhängt, die den Gedanken der ständigen Weiterentwicklung des betrieblich-beruflichen Weiterbildungssystems beinhaltet und vorliegende Berufsbildungsinnovationen bewusst sucht und als Grundlage der Weiterentwicklung der Arbeitswelt wählt. Dafür werden im Modellversuch die Voraussetzungen herausgearbeitet und sowohl konzeptionell als auch praktisch umgesetzt.

Der Modellversuch setzt also auf der Ebene der transfernehmenden (Nachfrageseite) und nicht auf der Ebene der transfergebenden (Angebotsseite) Betriebe an. Deshalb wird das zu entwickelnde Transferkonzept auch als Rendevouzansatz bezeichnet. Dies stellt Anforderungen an die Modellversuchsakteure hinsichtlich der Darstellung und Aufbereitung ihrer unmittelbaren und mittelbaren Projektergebnisse und umfassenden Projekterfahrungen. Das Interesse der Betriebe, so die Modellversuchserfahrung, liegt genau auf diesen mittelbaren Projekterfahrungen, denn sie möchten wissen, wie ein Veränderungsprozess angestoßen wird und welchen Verlauf er nimmt. Angesichts der vielfältigen Veränderungsprozesse in den Unternehmen mit nicht immer erfolgreichen Verläufen, liegt hier das Erkenntnisinteresse der Praktiker. Projektzusammenbrüche und damit einhergehend "Enttäuschungen" und "Verärgerungen" sollen vermieden werden. Gleichzeitig ergeben sich daraus Anforderungen an die betrieblichen Akteure in den Unternehmen. Die berufsbildende Praxis und die in den Unternehmen für die Gestaltung der Berufsbildung verantwortlichen Entscheider (Management und Betriebsräte) müssen frühzeitig Entwicklungen wahrnehmen, im Vorfeld von Entwicklungen selbst den Bedarf an Berufsbildungsinnovationen erkennen, selbst aktiv nach Berufsbildungsinnovationen suchen und unter Berücksichtigung der eigenen betrieblichen Bedingungen einführen.

Dabei kommt es auf die Verankerung eines dynamischen Prozesses an, der einen kontinuierlichen organisationalen und individuellen Lernprozess voraussetzt und an dem alle betrieblichen Akteure, also Beschäftigte, Führungskräfte und Mitglieder der Betriebsräte beteiligt sind. Für das Gelingen des Rendezvous von Modellpraxis und Alltagspraxis ist es wichtig, bei der Darstellung von Berufsbildungsinnovationen gleichzeitig immer auch einen ausführlichen Einblick in die Entstehungsbedingungen und Entstehungskontexte zu geben, damit die genannten betrieblichen Akteure ihren reflektierten Gesamtkontext mit dem Modellversuchskontext abgleichen und den Adaptionsbedarf erkennen können.

Der Prozess der Übernahme von Berufsbildungsinnovationen stellt vor allen Dingen hohe Anforderungen an kleinere und mittlere Unternehmen. Man kann bei diesen Betriebsgrößen nicht erwarten, dass die übliche Bildungsinfrastruktur, wie sie aus Großbetrieben bekannt sind, angetroffen werden.

Die Erkenntnis des Modellversuchs weist darauf hin, dass der Transfer von Bildungsinnovationen wesentlich erleichtert wird, wenn berufliche Bildung in einen größeren Zusammenhang gestellt wird und dabei insbesondere der Bezug zur betrieblichen Innovationstätigkeit hergestellt wird.

Letzte Änderung: 26.04.2008